Transkranielle Pulsstimulation ein Modul der neuen Behandlungsoptionen
Der Bereich der Neurostimulation ist das Kernthema schlechthin, wenn es um den aktuellen Fortschritt in der Behandlung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen geht. Kaum ein anderes Wissenschaftsfeld hat in den vergangenen Jahren so viel erreicht wie die technikbasierten Entwicklungen, um Krankheiten wie Alzheimer, Demenz, Parkinson, Schlaganfall oder Depressionen beizukommen.
Dies zeigte sich auch auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V., der vom 2. – 4. März 2023 am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in Hamburg stattfand. Der thematische Schwerpunkte: Die Dynamik von Hirnnetzwerken sowie die Modellierung und Modulation von Hirnfunktionen.
Entwicklungen nicht-invasiver Neurostimulationsverfahren: Ohne Operation und mit großem Praxis-Potential.
Wie bereits auf der internationalen„5th International Brain Stimulation Conference“ in Lissabon/Portugal Ende Februar 2023 deutlich wurde (siehe hierzu: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/beitraege/fachkonferenz-lissabon ), nehmen Physik und Technik nicht länger nur in der medizinischen Diagnostik, sondern auch in der Therapie neurophysiologischer Erkrankungen einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Dies bedeutet auch die Notwendigkeit eines gesamtgesellschaftlichen Umdenkens hin zur (Er-)Kenntnis und Akzeptanz, dass medizinische Behandlungen und Therapien künftighin nicht nur vornehmlich aus Operationen und Chemie, also Medikamenten, bestehen werden.
„Neue Entwicklungen der nicht invasiven Neurostimulation eröffnen bahnbrechende Möglichkeiten in der Diagnostik und Therapien von Netzwerkerkrankungen des Gehirns“, fasste Prof. Ulf Ziemann, Direktor der Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt neurovaskuläre Erkrankungen am Universitätsklinikum Tübingen anlässlich des DGKN-Kongresses in Hamburg zusammen.
Ob anhand von Magnetfeldern, Wechselstrom, Ultraschall oder eben mit Stoßwellen, wie sie bei der Transkraniellen Pulsstimulation eingesetzt werden: Allen neuen Methoden und Forschungsansätzen ist gemein, dass sie mithilfe physikalischer Reize die Funktionen des menschliche Gehirns stimulieren sollen. Durch diese Stimulationen sollen die Aktivität, Konnektivität und Empfindlichkeit von Nervenzellen wie etwa beim Einsatz der TPS entweder gesteigert oder bei anderen Verfahrensmethoden, z. B. zur Behandlung der Epilepsie, auch gehemmt werden. Vorteil Transkranielle Pulsstimulation: Mit den niedrigenergetischen Stoßwellen können auch in ambulanter Therapie in der Regel alle Gehirnareale der Patient:innen erreicht und so die Neuroplastizität und die Neurogenese unterstützt werden.
Erforderlich bei allen Stimulations-Methoden: Weitere randomisierte klinische Studien.
Wie auch in der Pharmazie müssen Evidenz, Sicherheit und langfristige Wirksamkeit der medizintechnischen Verfahren jedoch noch durch zahlreiche klinische Untersuchungen und zeit- und kostenintensive Studien weiterhin erforscht werden, auch wenn sie, wie die TPS, größtenteils schon in der Praxis eingesetzt werden können und dürfen. Deshalb werden innovative und bereits gut untersuchte Verfahren wie auch die Transkranielle Pulsstimulation noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt – auch wenn der Bedarf an diesen neuen Therapiemethoden enorm hoch ist.
Fakt ist: Die kommenden Jahre werden einen massiven Innovationsschub in Bezug auf die Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz und vieler anderer Erkrankungen des Gehirns leisten und einen weiteren grundlegenden Wandel in der Medizin einläuten.
Quelle:
Pressemitteilung der DGKN:
https://idw-online.de/en/news810098