Erfahrungsbericht 14 – Alzheimer-Demenz
Erfahrungsbericht einer Patientin, der weder Medikamente noch eine Stammzellen-Therapie geholfen hatten
„Das Pflegeheim ist bei uns kein Thema mehr!“
Die Vorgeschichte:
O. K. ist eine heute 77-jährige Dame, die mit ihrem Ehemann J. K. seit über 50 Jahren glücklich verheiratet ist und in Nordrhein-Westfalen lebt. Die beiden haben zwei erwachsene Söhne, die mit ihren Ehefrauen und den Enkelkindern nahe, aber nicht um die Ecke wohnen. Das Ehepaar hatte ein arbeitsreiches, aber gutes Leben geführt, seit sie in den frühen 1970er Jahren aus Mazedonien nach Deutschland gekommen waren. Gatte J. K. war Maschinenschlosser, O. K. hat als Reinigungskraft gearbeitet. Gemeinsam haben sie die Kinder großgezogen und mit den Schwiegertöchtern und Enkeln heute eine Großfamilie.
O. K. war Zeit ihres Lebens eine ausgeglichene, wenn auch ruhige und eher zurückhaltende, mitunter auch eher ängstliche Frau gewesen, die sich mit großem Herzen um ihre Familie und ihre Freunde gekümmert hatte. Nichts war ihr zu viel, immer war sie für alle da, großzügig und hilfsbereit. Sie war nie ernsthaft krank gewesen, doch ihre Seele musste jahrelang leiden: Das dauerhafte Leid erschien in Form einer Vorgesetzten an O. K.‘s Arbeitsstelle, die so herrisch und gemein war, dass O. K. jahrelang nur voller Angst zur Arbeit ging und tägliche Schikanen erleben musste. Natürlich hätte sie aufgeben können, doch dies entsprach nicht ihrem Charakter. Sie wollte durchhalten, die Familie nicht belasten und so arbeitete sie unter diesen Umständen bis zur Rente weiter. In den letzten Arbeitsjahren bildeten sich jedoch schon erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte.
Ein schleichender Krankheitsprozess und eine späte Diagnose
Nachdem O. K. in Rente ist, wird für die Familie immer deutlicher offenbar, dass etwas nicht stimmt: Der beängstigenden Vorgesetzten endlich entronnen, hatte man gehofft, dass O. K. eine Last vom Herzen fällt. Doch zu Hause wirkt sie immer fahriger, das Kochen, bisher eine Selbstverständlichkeit, überfordert sie, sie wird entgegen ihrem ruhigen, freundlichen Charakter immer nervöser, ängstlicher, vergesslicher und vor allem aggressiver. Ihr Mann geht mit ihr zum Hausarzt, mehrfach. Da ist nichts, sagt der Arzt.
Doch die Auffälligkeiten nehmen weiter zu und so geht man irgendwann zum Neurologen. Dieser stellt 2014, also bereits Jahre nach Beginn der Auffälligkeiten, die Diagnose „beginnende Demenz“. Tja, da kann man nicht viel machen, sagt der Neurologe, und verschreibt Medikamente. Doch diese Psychopharmaka bekommen O.K. überhaupt nicht, sie leidet unter starken Nebenwirkungen: Sie ist müde und schläfrig, kommt kaum noch auf die Beine, sie schwitzt, ist nervös und immer wieder aggressiv. Alle paar Monate wird sie beim Neurologen vorgestellt, Alzheimer-Demenz ist es nun, die Medikamente werden weiter variiert. Doch die Erkrankung schreitet fort.
So kann es nicht weitergehen: Die Familie recherchiert, es muss doch etwas geben!
Als O. K. bereits in einem fortgeschrittenen mittleren Stadium der Erkrankung ist, stellt sich in der Familie natürlich auch die Frage, ob O. K. nicht irgendwann in ein Pflegeheim muss? Ehemann J. K. muss sich um alles kümmern, er kann seine Frau nicht mehr allein lassen.
Schwiegertochter A. beginnt zu recherchieren und stößt zunächst auf einen Tee: der griechische Bergtee. Dieser besteht aus Pflanzen der Gattung Sideritis (zu Deutsch: Gliederkraut) und ist in Griechenland und den umliegenden Ländern, also auch Mazedonien, weithin bekannt. Er soll unter anderem vor Demenz und Depressionen schützen und Menschen, die den Tee regelmäßig trinken, sollen nicht an Demenz erkranken. Die Familie besorgt den Tee in Kapselform, die mittlerweile ebenfalls erhältlich sind. Doch Sideritis hilft O. K. nicht, wohl deshalb, weil ihre Demenz schon zu weit fortgeschritten ist.
Ein Hoffnungsschimmer: Stammzellen bei Demenz?
2019, Frau O. K. geht es immer schlechter, stößt die Familie bei weiteren Recherchen auf Berichte einer Stammzellen-Therapie. Sie lesen, dass positive Effekte nach der Transplantation neuraler Stammzellen in das Gehirn von Mäusen beobachtet wurden, die eine der Alzheimer-Krankheit ähnliche Krankheit hatten. Die Forschung steht zwar noch am Anfang, diese Verfahren sind noch nicht zugelassenen, aber Familie K. greift nach jedem Strohhalm: Sie wollen es versuchen, sie wollen ihre Ehefrau, Mutter und Oma wieder zurückhaben. Die Stammzellentherapie ist teuer und sie müssen dazu ins außereuropäische Ausland reisen. Doch sie nehmen den Aufwand auf sich, aber mit traurigem Resultat: Die Stammzellen-Therapie hilft: nichts.
O. K. kann mittlerweile nicht mehr sprechen, sie kann nicht mehr allein essen, ihr Blick geht ins Leere, sie erkennt ihre Familie nur noch selten, sie ist vollkommen passiv, das Leben ist aus ihr gewichen. Die Familie kommt nicht mehr an sie heran, alle sind vollkommen verzweifelt. „Egal, was kommt, ein Pflegeheim kommt nicht infrage,“ sagt der Ehemann. „Aber bald wird es nicht mehr gehen,“ entgegnen die Kinder. Es geht ja jetzt schon kaum noch zu Hause. Sie beginnen wieder zu recherchieren.
Transkranielle Pulsstimulation: Eine neue, bereits zugelassene Therapieform könnte helfen?
Schwiegertochter A. liest per Zufall einen Bericht über die Transkranielle Pulsstimulation – und zwar auf Instagram! Der Bericht führt sie zu „Alzheimer Deutschland“. Ist das wieder so ein Wunderversprechen? A. K. recherchiert genau, sie lässt sich durch den Umstand, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten noch nicht übernehmen, nicht beunruhigen: Als Altenpflegerin weiß sie, wie das System funktioniert und dass viele gute Therapien nicht sofort in den Leistungskatalog aufgenommen werden, wenn sie nicht aus der Pharmaindustrie stammen und damit nicht Teil der Grundsatzverträge sind.
Die Familie diskutiert die Möglichkeit und entscheidet sich für den Versuch mit der Transkraniellen Pulsstimulation. Diese Therapie ist immerhin klinisch zugelassen und hat keine Nebenwirkungen. Als Arzt wählen sie Prof. Dr. med. Musa Citak und dessen Praxis in Bochum.
TPS-Therapie und ein anschließender Aufenthalt in Mazedonien: Die Patientin strahlt wieder!
Im Frühjahr 2022 wird O. K. sechs Mal mit der TPS therapiert. Prof. Citak erklärt der Familie alles ganz genau und zeigt sich auch von den Reiseplänen nach Mazedonien angetan. „Patienten, die nach der Behandlung Urlaub machen, d. h. in einer anderen Umgebung sind, die erfahren dadurch meist noch einen größeren Effekt der Therapie, weil die Neurogenese, also die Reorganisation der Zellen und Synapsen im Gehirn, durch die vielen neuen Eindrücke auf einer Reise nochmals gesteigert wird,“ erklärt der Professor.
Und so kommt es auch: Nach der Therapie fährt das Ehepaar K. nach Mazedonien in die Heimat. Nach zwei Monaten kehren sie zurück und die Patientin, sie strahlt.
„Meine Schwiegermutter kam zurück und wir waren sehr überrascht: Ihre Augen leuchten heutzutage wieder, sie ist viel aktiver und wieder bei sich. Es ist, als sei ihr Geist in sie zurückgekehrt. Sie kann wieder selbst essen, sie lacht viel, wir amüsieren uns zusammen, und vor allem, sie spricht wieder. Abends, sagt mein Schwiegervater, wenn sie nur zu zweit beisammen sind, dann unterhalten sie sich miteinander, ganz wie früher vor der Krankheit. Das ist so wunderbar!“ berichtet die Schwiegertochter.
„Was ist mit der Diskussion wegen eines Platzes im Pflegeheim?“ frage ich im Gespräch. „Das ist für den Moment jedenfalls vom Tisch. Darüber sind wir so froh. Wir wissen natürlich nicht, was die Zukunft bringt, aber wir hoffen, dass wir dank der TPS diese Überlegung noch lange Zeit nicht anstellen müssen,“ schließt A. K. das Gespräch.
Natürlich ist und bleibt Frau O. K. eine Demenz-Patientin und sie wird auch durch die TPS nicht gesund. Aber dass es der Patientin und damit auch den belasteten Angehörigen so viel besser geht, ist erfreulich und auch Ziel und Zweck der TPS: Lebensqualität erhöhen, die Symptomatiken verringern. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wir werden auch diesen Fall weiter beobachten und berichten.