Alzheimer-Demenz-Erkrankungen und der Stand der wissenschaftlichen Forschung

Alzheimer-Behandlung im Wandel: Neue Wege in der Pharmazie und der Medizintechnik

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Die Alzheimer-Krankheit, auch als Alzheimer-Demenz oder „Morbus Alzheimer“ bezeichnet, gehört zu den häufigsten Demenz-Erkrankungen weltweit. Die Zahl der Betroffenen steigt kontinuierlich an. Wer sich mit der Diagnose „Alzheimer“ konfrontiert sieht, ob als Patient:in oder als Angehörige:r, dem stehen heute mehr Möglichkeiten der Therapie und damit verbunden einem besseren Leben mit der Alzheimer-Krankheit zur Verfügung als noch vor kurzer Zeit.

Denn insbesondere in den vergangenen drei Jahren hat es in der Wissenschaft – nach Jahrzehnten äußerlich betrachteten Stillstands – eine besondere Dynamik in der Alzheimer-Forschung gegeben. Sowohl aus der Pharmazie wie auch aus anderen medizinischen Disziplinen stehen neue Erkenntnisse und Behandlungsoptionen bereit, die das Leben mit Alzheimer-Demenz oder auch anderen neurodegenerativen Erkrankungen erleichtern sollen. Ein Heilmittel gibt es freilich immer noch nicht, aber die Forschung steht bekanntlich niemals still.

Wie werden Alzheimer-Demenz-Erkrankungen bisher behandelt?

Bislang standen bzw. stehen Medikamente zur Verfügung, die den Verlauf verzögern und zum Erhalt der Selbständigkeit der Patient:innen im Alltag beitragen sollen. Eingesetzt wurden und werden dabei sog. Antidementiva wie etwa Cholinesterase-Hemmer, die die Funktion der Nervenzellen unterstützen sollen sowie Glutamat-Antagonisten, um das Nervengewebe vor Überreizung zu schützen und sogenannte Neuroleptika (Antipsychotika). All diese Stoffe und Substanzen können Alzheimer-Erkrankungen jedoch nicht zum Stillstand bringen und müssen dauerhaft in höchstmöglicher Dosierung gegeben werden. Leider sind sie häufig mit unterschiedlichen Nebenwirkungen belastet.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche nicht-medikamentöse Methoden, die Patient:innen zur Verfügung stehen. Sie sollen vor allem dazu beitragen, die psychische Situation der Betroffenen zu verbessern und zu unterstützen. Denn bei nahezu allen Patient:innen geht der Krankheitsverlauf mit Ängsten und Depressionen einher, später kommen häufig auch Wahnvorstellungen und Aggressionen hinzu. Um diese Symptome und Zustände zu lindern, setzt man u. a. Mal- und Musiktherapie, Gedächtnistraining, Psychotherapie, Ergo- und Physiotherapie und psychosoziale Begleitung ein.

Vorsichtige Hoffnung auf neue Medikamente – Zulassungen in Europa stehen noch aus

In der Wissenschaft setzt man jetzt auf sogenannte Anti-Körper, die dem Auftreten von Amyloid-Protein-Verklumpungen an den Gehirnzellen entgegentreten sollen. Erste Medikamente wurden in den USA zugelassen oder sollen es werden, auch wenn sie sehr starke Nebenwirkungen aufweisen, keine Langzeiterfahrungen vorliegen und sie lediglich bei jenen Alzheimer-Patient:innen Anwendung finden können, die ganz am Anfang der Erkrankung stehen und noch symptomfrei sind.

Im Juni 2021 kam Aducanumab, bekannt unter dem Markennamen „Aduhelm“, auf den Markt in den USA. Allerdings war die Wirksamkeit des Medikaments in wissenschaftlichen Untersuchungen nicht eindeutig belegt, weshalb es in Europa keine Zulassung erhielt (siehe hierzu: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/beitraege/erstes-alzheimer-medikament-aduhelm-zugelassen ).

Im Juli 2023 wurde in den Vereinigten Staaten der Wirkstoff Lecanemab, der unter dem Handelsnamen „Leqembi“ verkauft wird, zugelassen. Auch für Europa wurde eine Zulassung dieses Medikaments beantragt (siehe hierzu: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/allgemein/alzheimer-lecanemab-hoffnung-oder-hype ).

Schließlich befindet sich der Wirkstoff Donanemab in den USA aktuell im Zulassungsverfahren, wobei eine Entscheidung noch aussteht (siehe hierzu: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/allgemein/studienergebnisse-zu-donanemab-machen-hoffnung ).

Hirnstimulations-Verfahren: Weitere Schritte in der modernen Therapie

Noch ein Novum, vor allem für die allgemeine Öffentlichkeit, sind Hirnstimulationsverfahren wie etwa die Transkranielle Pulsstimulation (TPS), auch wenn diese ebenfalls bereits seit Jahrzehnten erforscht wurden und werden. Diese Methoden, auch Neurostimulations-Therapien genannt, zielen darauf ab, die elektrischen Funktionen der Nervenzellen zu beeinflussen und diese per Neuromodulation (siehe hierzu: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/tps-forschung/therapie-neurostimulation-tps-fus ) zu stimulieren. Diese Verfahren können die Behandlung ergänzen, denn: Alle Zellen unseres Organismus agieren auf biochemischem (Medikamente setzen dort an), aber, dies gilt ebenfalls für das Gehirn, auch auf elektrischem Wege  – hier setzen die physikalischen Therapien an.

In der wissenschaftlichen Fachwelt ist Neurostimulation bzw. Gehirnstimulation längst ein zentrales Thema auf den internationalen Forschungskongressen und immer mehr Kliniken und Fachleute setzen sie ein. Doch auch wenn manche dieser Behandlungsmethoden bereits wissenschaftlich anerkannt, für bestimmte Indikationen zugelassen und mit zu vernachlässigenden Nebenwirkungen behaftet sind, schlägt ihnen noch Skepsis entgegen, da die Kosten noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.

In beiden medizinischen Fachbereichen schreitet die Forschung dynamisch voran und generell sprechen Wissenschaftler:innen von einer Zeitenwende in Neurologie und Psychiatrie. Neue Möglichkeiten eröffnen sich für Millionen Alzheimer-Patient:innen und deren Angehörige – bleiben Sie informiert!

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