Alzheimer-Demenz ist längst keine seltene Alterserkrankung mehr, sondern leider eine der am stärksten zunehmenden Krankheiten überhaupt . Weltweit steigen die Fallzahlen rasant – nicht nur wegen der älter werdenden Bevölkerung, sondern auch, weil die Krankheit immer früher auftritt.
Inzwischen sind es nicht nur Menschen über 80, sondern zunehmend auch Betroffene unter 70 oder gar 60 Jahren, die an Alzheimer-Demenz – oder anderen Demenz-Formen – erkranken. Die Krankheitsform Alzheimer-Demenz gehört jedoch mit rund 65 Prozent der Demenz-Erkrankungen zur häufigsten Form der Demenz.
Alzheimer hat sich so zu einer der bedeutendsten neurologischen Erkrankungen unserer Zeit entwickelt – mit enormen persönlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen.

Alzheimer-Ursachen sind nach wie vor nicht geklärt – vermutlich spielen viele Elemente ein Rolle
Trotz intensiver Forschung ist die genaue Ursache noch immer nicht vollständig geklärt. Sicher ist jedoch: Es kommt zu krankhaften Eiweißablagerungen im Gehirn – insbesondere Amyloid-β und Tau-Proteinen – die Nervenzellen zerstören und den Informationsfluss im Gehirn unterbrechen. Neuronen, also die Nervenzellen, sterben überproportional ab und die Synapsen-Netzwerke brechen zusammen. Alzheimer-Demenz gilt bis heute als nicht heilbar.
Alzheimer-Therapie heute: Zwischen Grenzen und Fortschritt
Lange Zeit standen den Patienten nur bestimmte Medikamente zur Verfügung, die den Verlauf der Krankheit allenfalls verzögern konnten bzw. sollten. Dazu gehören Antidementiva wie Cholinesterase-Hemmer und Glutamat-Antagonisten. Diese können einzelne Symptome lindern, jedoch nicht den Krankheitsprozess aufhalten. Teils massive Nebenwirkungen und die begrenzte Wirksamkeit schränken ihren Nutzen zusätzlich ein. Ergänzend kommen Psychopharmaka bei Angst, Depressionen oder Aggressionen zum Einsatz, die häufig im Verlauf auftreten und ebenfalls mit vielfältigen Nebenwirkungen verbunden sein können (siehe hierzu: Medikamente im Einsatz bei Demenz: Nutzen und Nebenwirkungen).
Etablierte nicht-medikamentöse Verfahren: Unterstützung im Alltag
Parallel dazu haben sich zahlreiche begleitende Therapien etabliert: Ergotherapie, Musik- und Kunsttherapie, Gedächtnistraining, Bewegungsangebote, Psychotherapie und soziale Betreuung. Ziel ist es, Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten, das Selbstwertgefühl zu stärken und das emotionale Wohlbefinden zu verbessern.
Neue Medikamente mit Angriff auf Amyloid: Höchst kontrovers diskutiert
Im Juli 2023 erhielt Lecanemab unter dem Handelsnamen Leqembi die Zulassung in den USA, mittlerweile ist das Medikament, das als Infusion verabreicht wird, nach langer Diskussion auch in der EU zugelassen. Es handelt sich dabei um einen monoklonalen Antikörper, der gezielt Amyloid-Ablagerungen bekämpfen soll. Das Medikament darf allerdings nur in sehr frühen Stadien der Erkrankung verabreicht werden, so dass von den über 1,2 Millionen von der Demenz-Form Alzheimer-Demenz Schätzungen zufolge nur rund 20.000 Patienten infrage kommen können. Darüber hinaus kann Lecanemab zu erheblichen Nebenwirkungen führen bis hin zur Todesfolge, ist organisatorisch sehr aufwändig (die Patienten müssen aus Sicherheitsgründen immer wieder zu MRT-Untersuchungen) und extrem teuer, denn die Lecanemab-Therapie schlägt mit rund € 26.500,– pro Patient und Jahr zu Buche. Ob die Kosten daher überhaupt von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, steht zum heutigen Zeitpunkt (Stand Juni 2025) noch aus (mehr zum aktuellen Stand zu Lecanemab lesen Sie hier: Lecanemab: EU lässt erstes Alzheimer-Medikament zu)
Die stille Revolution: Transkranielle Pulsstimulation (TPS) – Vom Außenseiter zum Hoffnungsträger
Als die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) 2021 erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war sie noch ein wenig bekanntes Pionierverfahren, auch wenn ihr über 30 Jahre Forschungs- und Entwicklungs-Arbeit vorausgingen. Heute – nur wenige Jahre später – hat sich dieses nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren in der wissenschaftlichen Fachwelt bereits einen Namen gemacht und zählt zu den innovativsten und hoffnungsvollsten Therapie-Optionen, zumal die Behandlung rein ambulant und nahezu völlig nebenwirkungsfrei ist. Auch die Kosten betragen in der Relation etwa zu Lecanemab nur einen Bruchteil. Die TPS gilt daher mittlerweile als eine der vielversprechendsten Therapien bei Alzheimer-Demenz. Über 50 wissenschaftliche Studien und Untersuchungen belegen die Wirksamkeit und Sicherheit der Methode zunehmend. Inzwischen haben mehr als 15.000 Patienten weltweit von der TPS profitiert – mit positiven Effekten auf Gedächtnis, Orientierung, Stimmung und Lebensqualität über lange Zeiträume hinweg. Auch das erste Ziel der TPS, nämlich den Krankheitsverlauf tatsächlich aufzuhalten bzw. zu verzögern, wird in vielen Fällen erreicht.
Ein Blick in die Zukunft der Alzheimer-Therapie: Mehr Möglichkeiten als je zuvor
Wir erleben derzeit eine Zeitenwende in der Behandlung von Alzheimer-Demenz. Innovative Therapieverfahren wie die TPS und ein wachsendes Verständnis für notwendige präventive Maßnahmen geben Grund zur Hoffnung – für Patienten, Angehörige und die gesamte Gesellschaft. Noch ist Alzheimer nicht heilbar. Aber erstmals gibt es Therapieansätze, die aktiv in das Krankheitsgeschehen eingreifen und den Patienten trotz ihrer Erkrankung noch viele gute Jahre und ein eigenständigeres Leben geben können. Wichtig ist natürlich: Je früher die Diagnose, desto größer die Chance auf eine wirksame Behandlung – das macht Früherkennung und Aufklärung so enorm wichtig.
Alzheimer Deutschland: Aktuelle Informationen rund um Alzheimer und andere neurophysiologische Erkrankungen
Alzheimer-Demenz ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, was auch für andere Demenz-Erkrankungen, Parkinson, Depressionen, Autismus und ADHS gilt. Neurologie und Psychiatrie sind aber auch Gebiete, auf denen sich so viel bewegt wie selten zuvor in der Medizin.
Wir von „Alzheimer Deutschland“ begleiten diese Entwicklung, berichten über die aktuelle Forschung (und dies nicht nur in Bezug auf die Transkranielle Pulsstimulation (TPS)!), neue Studien, Möglichkeiten der Prävention, additive Therapien und lassen Betroffene und Fachleute zu Wort kommen – und geben Betroffenen wie Angehörigen so fundierte Informationen und echte Perspektiven.
Bleiben Sie informiert – für ein besseres Leben mit Alzheimer.