Erfahrungsbericht 3 – Diagnose: „Alzheimer-Demenz“
Erfahrungsbericht eines Alzheimer-Patienten zur TPS-Therapie
„Ich habe wieder mehr zu mir selbst zurückgefunden“
Die Vorgeschichte:
A. C. ist ein 68-jähriger Holländer, der als akademischer Grafik-Designer und Fotograf in der Kunstwelt tätig war und für bzw. mit Museen, Galerien und Künstlern gearbeitet hat. Vor seiner Erkrankung an Alzheimer-Demenz war der Kreative extrem sportlich (u. a. war er mit seinem Studenten-Team niederländischer Landesmeister im Basketball), weltgewandt und abenteuerlustig und, wie seine langjährige Lebensgefährtin sagt, ein echter Draufgänger.
Im Alter von 65 Jahren – A. C. ist zu diesem Zeitpunkt voll aktiv und vielseitig beschäftigt – mehren sich die Anzeichen, dass etwas nicht stimmt. Es beginnt mit diffusen körperlichen Beschwerden, Erschöpfung, Niedergeschlagenheit, gelegentlichen Problemen in seiner Berufsausübung, vermeintlichen Nachlässigkeiten, Anzeichen von Vergesslichkeit sowie einem sukzessiven Rückzug der Persönlichkeit. A. C. und seine Lebensgefährtin B. W. suchen zunächst anderweitig nach der Ursache: Kann es an Überarbeitung liegen, vielleicht an einer Stoffwechselstörung oder an einer bisher nicht erkannten Krankheit? Die beiden suchen mehrere Ärzte und Therapeuten auf, bis sie im Mai 2019 die Diagnose „Alzheimer-Demenz“ erhalten. Das CDR bei A. C. ergibt einen Wert von 0,5, was zunächst einer leichten Demenz entspricht (das Clinical Dementia Rating – kurz: CDR – ist eine numerische Skala zur Quantifizierung der Schwere der Demenzsymptome).
Erst ein häuslicher Unfall mit Folgen, dann die Diagnose „Alzheimer-Demenz“
Kurz bevor A. C. die Diagnose erhält, erleidet er eine Gehirnerschütterung. Da beim A. C. nur wenige Tage vorher im Rahmen des Alzheimer-Screenings durchgeführten MRT des Gehirns eine Läsion unbekannter Art festgestellt worden war – möglicherweise Metastasen – wird noch einmal ein Gehirn-Scan vorgenommen. Gott sei Dank wird die Vermutung, es handele sich um Krebs, nicht bestätigt. Allerdings bringt der Scan ans Licht, dass mit der Gehirnerschütterung ein großes subdurales Hämatom entstanden ist. Ungefähr zwei Monate später wird das Hämatom aufgrund von Ausfallerscheinungen – A. C. stürzt im Bad – unter Vollnarkose operiert bzw. abgesaugt. Doch die OP ist nur begrenzt erfolgreich, drei Monate später erleidet A. C. wieder Ausfallerscheinungen und die neuerliche Untersuchung ergibt, dass das Hämatom nach wie vor vorhanden ist. Nochmals wird das Hämatom mit Drainagen abgesaugt. Erst viel später wirft ein Mediziner die Frage auf, ob und inwieweit das Hämatom bzw. die Gehirnerschütterung zum Fortschreiten der Alzheimer-Demenz beigetragen hat. Eine verbindliche Antwort kann es darauf natürlich nicht geben, aber man vermutet einen Zusammenhang, denn: A. C.‘s Allgemeinzustand in Bezug auf seine Demenz wird kontinuierlich schlechter.
A. C. und B. W. sind Freigeister und Kämpfernaturen. So kann und soll es nicht weitergehen! Eine ausländische Freundin macht sie im Frühjahr 2021 auf die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) aufmerksam. Dies ist, zugegeben, eine Gratwanderung, denn A. C. erreicht bei einem kurz zuvor durchgeführten MMS-Test nur 14 Punkte und die TPS ist eigentlich nur ab einer Punktezahl von 16 angezeigt! Aber die lange Fahrt, man ist ja schließlich schon mal hier, und ein mutiger Arzt entscheiden: Wir machen die TPS trotzdem! Und siehe da: Schon während der Therapie zeigen sich erste Veränderungen: Das Wetter ist, wie überall in diesem Frühling, kalt und schlecht, es regnet und schneit ständig. Dennoch will A. C. jeden Tag spazieren gehen, erfreut sich an der malerischen Landschaft, der Künstler in ihm saugt Licht und Farben in sich auf.
Eine Heimfahrt mit ersten „Aha-Erlebnissen“
Auf dem Weg zurück nach Holland – wie auch schon auf dem Hinweg – machen A. C. und B. W. bei Verwandten in Deutschland Halt. Beim Mittagessen sind die Angehörigen sehr erstaunt: Der durch die Erkrankung zwischenzeitlich sehr zurückhaltend und passiv gewordene A. C. beteiligt sich, anders als zwei Wochen zuvor, aktiv am Gespräch mit den Verwandten, er kommt von selbst auf Themen zurück, die eine viertel Stunde zuvor besprochen worden waren, er ist fröhlich, zugewandt und interessiert.
Auch zu Hause in Holland nehmen die Veränderungen langsam, aber kontinuierlich ihren Lauf: A. C., der zeitweise nicht einmal mehr einen Schraubenzieher in die Hand nehmen wollte, wagt sich jetzt hin und wieder an kleine Reparaturen im Haus. Er kümmert sich um die Instandhaltung und Pflege seiner geliebten Oldtimer, er will, sobald die Corona-Lockerungen es zulassen, wieder in einer Mannschaft Basketball spielen und seine vormalige Niedergeschlagenheit und Zurückgezogenheit nehmen immer mehr ab. Hervor kommt wieder die Persönlichkeit des „alten“ A. C. vor seiner Erkrankung.
A. C. selbst drückt es im Gespräch mit ‚Alzheimer Deutschland‘ so aus: „Ich fühle mich wieder mehr anwesend, nicht mehr so weit weg und passiv, ich bin mobiler und einfach lebendiger. Ich lebe wieder.“ Und seine Lebensgefährtin fügt hinzu: „A. war nie ein Morgenmensch, aber heutzutage steht er viel früher, leichter und motivierter auf. Er erinnert sich wieder an Dinge, die zum Beispiel gestern oder vorgestern passiert sind. Das war vor der Therapie nicht mehr gegeben. Sein ‚Spirit‘, also seine geistige Energie, ist zurückgekehrt. Und was auch wichtig ist in den 31 Jahren unserer Beziehung: Wir hatten immer ein wunderbares Liebesleben miteinander. Doch mit der Erkrankung zog sich A. auch körperlich zurück. Nun ist der Sex in unser Leben zurückgekehrt und das ist ja eine Sache, die auch zu einer erfüllten Partnerschaft gehört – ja, schreibe das bitte genauso auf!“
Und das Fazit der TPS-Therapie?
A. C. sagt dazu im Gespräch: „Ich lebe wieder, ich bin wieder da. Die TPS hat die Uhr zurückgedreht und erlaubt es mir, ein Leben mit mehr Freude und Selbstbestimmtheit zu führen und vor allem mit meiner Freundin zu leben und nicht nur ein trauriges Anhängsel zu sein.“
A. C. und B. W. waren im Mai 2021 nochmals zur Auffrischung in Frankfurt. Sie werden weiterhin regelmäßige Auffrischungen machen, aber im Juli fahren sie erst einmal in die Provence in den Urlaub. Der Künstler A. C. wird den Aufenthalt doppelt genießen können.
Und eine Anmerkung sei noch erlaubt: A. C. und B. W. sind von der TPS so überzeugt, dass sie auch anderen Patient:innen leichter Zugang zu dieser Therapie ermöglichen wollen: Sie sprechen bereits Kliniken und Ärzte in Holland auf die neue Behandlungsmöglichkeit an.
Danke, A., und danke, B., wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Euch!
Hinweis: Dieses Interview wurde am Samstag, den 19.06.21 telefonisch mit A. C. und B. W. gemeinsam geführt. A. C. sprach genauso viel wie B. W. und die Interviewerin. Dieses Protokoll ist, wie alle anderen auch, vom Patienten und seiner Lebensgefährtin geprüft und schriftlich freigegeben.