Alzheimer-Demenz Fallbeispiele
Langzeit-Wirkung der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS)
Dr. med. Henning Lohse-Busch berichtet anhand von Fallbeispielen über den Erfolg der TPS bei Alzheimer-Demenz-Patient:innen.
Dr. med. Henning Lohse-Busch, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin in der Rheintalklinik in Bad Krozingen und wissenschaftlicher Wegbereiter sowie Mitentwickler der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) hat uns mit 16. März 2021 einige Fallbeispiele aus seiner Klinik zur Verfügung gestellt. Dafür bedanken wir uns sehr.
Die nachfolgenden, kurz zusammengefassten Fallbeispiele (Erfahrungen) aus seiner Klinik beschreiben den Einfluss der TPS auf Alzheimer-Demenz-Patient:innen nicht nur innerhalb weniger Wochen und Monate, sondern über den Zeitraum von jeweils über einem Jahr.
Hinweis: Der in den Fallberichten genannte MMS-Test ist der sog. „Mini Mental Status Test“. Dies ist ein weit verbreiteter, in der Neurologie allgemein angewandter Demenz-Test, der additiv zu anderen neurologischen Untersuchungen verwendet wird, um den Ist-Zustand eines Patienten/einer Patientin zu bewerten. Er besteht aus einem Fragebogen, mit dessen Hilfe sich die kognitiven Fähigkeiten der Testperson bzgl. Orientierung und Gedächtnis einschätzen lassen.
Beobachtungszeitraum – 1 Jahr (MMS-Test -> 30 Punkte = 100 % auf der Skala)
Diagramm-Erklärung zur Langzeitwirkung der TPS:
In dem vorliegenden Daten-Diagramm haben wir die u. g. Fallbeispiele grafisch dargestellt, indem wir die MMS-Punktezahl in Prozentzahlen umgewandelt haben – Sie können die einzelnen Werte selbst mit dem Mauszeiger anklicken!
Beispiel anhand Fallbeispiel (Patientin Nr. 1.):
Die Patientin hatte vor der TPS-Behandlung 60% der Aufgaben des MMS-Tests lösen können (vor TPS = blauer Balken und blaue Linie). Nach 1 Jahr nach der TPS-Behandlung konnte sie 73% beim MMS-Test erreichen (1 Jahr nach TPS = oranger Balken und orange Linie). Dies bedeutet (Vergleich nach 1 Jahr = grüner Balken und grüne Linie unten), dass bei der Patientin durch die TPS insgesamt eine dauerhafte Gesamtverbesserung (kognitive Fähigkeiten etc.) von 13% erreicht werden konnte.
Dies bedeutet: Die TPS sorgt nicht nur für das Aufhalten des Krankheitsverlaufs, sondern kann die kognitiven Fähigkeiten der Patient:innen auch wieder dauerhaft verbessern.
12 Fallbeispiele (Langzeitdaten):
Vor den Behandlungen, so der Ehemann, hatte die Patientin sehr ausgeprägte Weglauftendenzen, so dass sie tags und nachts unter Aufsicht sein musste. Nach der 2-wöchigen Behandlungsserie mit TPS liefe seine Frau kaum noch von zu Hause weg. Er könne sie für begrenzte Zeit durchaus allein in der Wohnung lassen, ohne sie hernach im ganzen Dorf suchen zu müssen. MMS nach einem Jahr 22 Punkte.
Die vormalig schwer erträglichen Aggressionen gegen Familienmitglieder und Fremde seien bei allfälligen Meinungsverschiedenheiten deutlich milder geworden. Vor allen Dingen ließe er sich durch guten Zuspruch sofort beruhigen. Man könne, so seine Frau, mit ihm wieder unter Menschen gehen. Der Patient irre sich gegenüber früher seltener beim Finden der Wege. Die Ehefrau meint, er würde jetzt auch allein nach Hause finden. MMS nach einem Jahr 23 Punkte.
Der ehemalige Verwaltungsdirektor eines Krankenhauses ist außerordentlich zufrieden. Er könne wieder Zeitungen oder Bücher lesen, dabei den Sinn erfassen und anschließend selbst reflektieren. Vorher sei es schwierig gewesen, Dinge zu behalten, die 2-3 Absätzen weiter oben beschrieben worden waren. Er irre sich nicht mehr bei der Auswahl der richtigen Straßenbahn. MMS nach einem Jahr 29 Punkte.
Der Patient hatte schwere Wortfindungsstörungen und konnte sich nicht örtlich orientieren, so dass er nur begleitet auf die Straße gehen konnte. Nach den Behandlungen kommt er allein mit einem Taxi, das er sich telefonisch selbst bestellt hat und findet sich ohne Schwierigkeiten in der Klinik zurecht. Er könne wie früher mit dem Fahrrad zum Supermarkt fahren und problemlos wieder heimfinden. Das habe er über 3 Jahre nicht mehr gekonnt, ohne sich zu verirren. Die Wortfindungsstörungen seien immer noch störend aber doch deutlich milder, sodass durchaus einige Sätze fehlerfrei formuliert werden können. Er könne wieder alles sagen, was er wolle, auch wenn es bisweilen recht umständlich sei, weil er viele Begriffe umschreiben müsse. Immerhin könne er das aber wieder. Das Ergebnis ist über 1 Jahr stabil. MMS nach einem Jahr 24 Punkte.
Sie sei vor den Behandlungen immer schweigsamer geworden und habe sich zunehmend isoliert. Nach den Behandlungen traue sie sich wieder, an Gesprächen mit sinnvollen Kommentaren teilzunehmen. Der Ehemann berichtet, dass sie zunehmend wieder selbstständig Arbeiten im Haushalt und Garten verrichte. Das vormals sehr störende distanzlose erotische Verhalten gegenüber anderen Männern käme nur noch selten vor. MMS nach einem Jahr 24 Punkte.
Die Bäuerin merkt selbst, dass sich ihre kognitiven Leistungen verbessert haben. Sie habe zwar noch deutliche Defizite, käme aber doch im täglichen Leben und bei der Arbeit wieder gut zurecht. Sie ist dafür sehr dankbar. Ihr Ehemann berichtet, sie sei früher sehr humorvoll gewesen. Zwischenzeitlich hätte sie aber eine Art „Humor“ entwickelt, die außer ihr selbst niemand verstanden habe. Sie habe jetzt aber wieder zum alten Zustand zurückgefunden. Sie habe wieder „den Schalk im Nacken“. Zum Erstaunen der Familie habe sie wieder spontan begonnen, Akkordeon zu spielen. Das habe sie mindestens 2 Jahre vor Behandlungsbeginn nicht mehr gekonnt. Der Befund ist über 12 Monate stabil. MMS nach einem Jahr 24 Punkte.
Der ehemalige Journalist hatte wegen seiner Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen seine Arbeit als Redakteur aufgeben müssen. Im Verlauf weniger Monate nach Beginn der TPS-Serie bemerkte er eine deutliche und stabile Verbesserung seiner kognitiven Leistungen. Inzwischen hat er sich an das Dasein als Frührentner mit all seinen Freiheiten gewöhnt und hat Sorge, dass man ihm wegen der Verbesserung seiner Hirntätigkeit die Rente streichen würde. Der Befund ist über 12 Monate stabil. MMS nach einem Jahr 29 Punkte.
Nach den TPS beobachtete der Ehemann ein erfreuliches Nachlassen des häuslichen aggressiven Verhaltens und eine deutliche Verbesserung des Orientierungssinnes und der Gedächtnisleistungen. Wenn sie sich aufrege könne er sie wieder mit einfachen Worten beruhigen. Die Patientin selbst hält sich nach wie vor für gesund und leistungsfähig. Zur Behandlung kommt sie, weil sie sich gern für die Forschung zur Verfügung stelle und damit anderen Personen helfen könne. Man brauche schließlich ja auch gesunde Personen dazu…. Der Befund ist über 12 Monate stabil. MMS nach einem Jahr 25 Punkte.
Nach der Behandlungsserie blühte die Patientin sichtlich auf. Sie wurde gesprächig und entwickelte nach Aussage des Sohnes einen selbstkritischen, hintersinnigen Galgenhumor in Bezug auf ihren Zustand. Die Verbesserungen ihrer Gedächtnisleistungen vermerkt sie selbst mit großer Dankbarkeit. Der Pfarrer ließe sie wieder die Kirchenzeitung austragen, weil sie sich dabei nicht mehr verirre. Sie sei allerdings nicht in der Lage, die Zutaten für Backwaren zusammen zu stellen. Die eigentlichen handwerklichen Fähigkeiten seien nach Aussage ihres Sohnes aber wieder vorhanden, wenn man ihr die Zutaten hinstelle. Sie habe wieder begonnen, ihren Körper zu pflegen, das Gesicht zu schminken etc. Vor den Behandlungen habe ihr Sohn sie an die Körperhygiene erinnern müssen. Der Befund ist über 12 Monate stabil. MMS nach einem Jahr 21 Punkte.
Nach der Behandlungsserie hätten die Gedächtnisleistungen subjektiv deutlich zugenommen. Orientierungsstörungen habe er gar nicht mehr, so dass er ohne die Angst, evtl. nicht mehr heimzufinden, wieder allein spazieren gehen, oder mit dem Bus in die Stadt fahren könne. MMS nach einem Jahr 27 Punkte.
Nach der TPS-Serie berichtet der Patient selbst, dass er sich die Dinge besser merken könne und es ihm insgesamt irgendwie besser ginge. Er habe auch keine Orientierungsstörungen mehr. Seine Ehefrau berichtet, dass er seinen alten Humor wiedergefunden habe. MMS nach einem Jahr 23 Punkte.
Er kam ursprünglich wegen einer distalen symmetrischen Polyneuropathie unbekannter Ursache. Bei der Erhebung der Anamnese ließ er jeweils seine Ehefrau antworten, bevor er widerwillig auf meine Aufforderung hin selbst antwortete. Zur Beantwortung einfacher Fragen musste relativ lange nachgedacht werden, bevor die Antwort kam. Es zeigten sich erhebliche Wortfindungsstörungen, die mit teilweise recht bizarren semantischen Intrusionen umschrieben und dann als „Scherz“ deklariert wurden. Störungen zur örtlichen Orientierung (nicht nach Hause finden) habe es mehrmals gegeben. Er fände auch nach dem Einkauf im Supermarkt das geparkte Auto meistens nicht mehr. Das sehr häufige Verlegen von Gegenständen des täglichen Bedarfs sei unangenehm. Es wurden auch depressive Verstimmungen eingeräumt. Der Patient war sich seines Zustandes bewusst.
Er erhielt über 2 Wochen zusätzlich dreimal pro Woche wegen der Polyneuropathie ESWT auf die unteren Extremitäten und zusätzlich TESWT. Nach der 3. Behandlung wurden die Verbesserungen nicht nur durch die Ehefrau bemerkt, sondern waren auch für den behandelnden Arzt offenkundig. Der Patient beteiligte sich wieder lebhaft an den Gesprächen, machte Scherze, hatte spontane Einfälle und deutlich weniger Wortfindungsstörungen. Den erwachsenen Kindern des Patienten war aufgefallen, dass ihr Vater seinen alten, hintergründigen Humor wiedergefunden hätte. Die Ehefrau behauptete, ihr Mann sei wieder „der alte“. Sein Gedächtnis und seine Orientierung seien wieder „wie früher“. Dieser Patient kam in der 2. Woche der Behandlungsserie nicht mehr in Begleitung der Ehefrau, sondern mit seinem Auto allein. MMS nach einem Jahr 25 Punkte.
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