Erfahrungsbericht 15 – Parkinson
Erfahrungsbericht eines Patienten mit mittelschwerem Parkinson
„Vor allem die jahrelangen psychischen Symptome waren schlimm – und nun ist fast alles weg“
Die Vorgeschichte:
D. B. ist ein äußerst angenehmer und aufgeschlossener Herr von 70 Jahren, mit dem man so herrlich ausgiebig plaudern kann. Er lebt mit seiner Familie in Niedersachsen, hat zwei Kinder und vier Enkel und führt das, was viele unter einem perfekten Rentnerleben verstehen würden. Mit 65 Jahren war er in Rente gegangen und freute sich auf das Reisen mit seiner Frau, die Zeit mit den Enkelkindern, auch wollte er mehr ins Stadion gehen, denn er ist ein großer Eishockey-Fan. Aber das Leben ist eben nicht planbar. Er ist Zeit seines Lebens recht gesund, er ist seit über 30 Jahren Vegetarier bzw. später Veganer und achtet gut auf seine Gesundheit. Nur 2009 allerdings erlebt er einen starken Bandscheibenvorfall, der ihm lange zu schaffen macht.
Aber da, so im Jahr 2019, ist irgendwann etwas: Seine linke Hand beginnt zu zittern, nur hin und wieder, in Stresssituationen etwa, oder auch, wenn er positiv aufgeregt ist: „Beim Sitzen im Eishockey-Stadion musste ich irgendwann die Hand unter dem Oberschenkel regelrecht festmachen, damit sie ruhig bleibt,“ erzählt er im Gespräch. Auch fühlt er immer wieder ein seltsam kühles Kribbeln im linken Fuß, das geht über das linke Bein und den Bauchraum bis hoch in den linken Arm: „Ich kann das gar nicht richtig beschreiben, so ein diffuses, unangenehmes Kribbeln eben, das mir Angst zu machen begann,“ berichtet D. B. Da stimmt doch etwas nicht. Man geht zum Arzt.
Diagnose Parkinson: Ein Schock, der eine Welt zusammenbrechen lässt
Der Hausarzt überweist ihn sofort zum Neurologen und dort beginnen die üblichen Untersuchungen: Die Messungen der Gehirnströme zeigen zwar Anzeichen, sind aber für eine Diagnostik gemäß des Neurologen nicht eindeutig genug. Verschiedene andere Tests und ein erstes MRT ergeben zunächst nichts. Doch einige Monate später wird ein DaTSCAN durgeführt. Dies ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, um die Funktionsfähigkeit bestimmter Nervenverbindungen im Gehirn (Hirnrezeptoren, sogenannte Dopamin-Transporter) zu überprüfen und bildlich darzustellen. Und hier ist die Diagnose eindeutig: Morbus Parkinson.
D. B. und die Familie sind fassungslos: „Das war ein solcher Schock,“ erzählt D. B. „Jetzt hatte ich diese Diagnose und wusste, dagegen kann die Medizin nichts tun. Da schwirrt dir nur noch der Kopf, und nicht nur das, das stellt ja alles auf den Kopf.“ Der Neurologe verschreibt ihm Pramipexol, 0,26 mg am Tag zunächst soll er nehmen. Eine weitere Aufklärung oder einen Rat, was nun sonst zu tun sei, erhalten D. B. und seine Familie nicht. Sie sind mit der Krankheit allein.
Pramipexol ist ein Medikament, das standardmäßig zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt wird. Der Arzneistoff ahmt als sogenannter Dopaminagonist die Wirkung des natürlich vorkommenden Botenstoffs Dopamin nach, der im gesunden Gehirn von Dopamin-herstellenden Nervenzellen produziert wird. Dopamin dient im Gehirn der Kommunikation der Nervenzellen untereinander, ist also ein Nervenbotenstoff (Neurotransmitter). Bei Parkinson sind auch diese Zellen geschädigt, was zu verschiedenen Störungen führt – nicht nur motorisch, sondern auch psychisch (nicht umsonst wird Dopamin, wie auch das Serotonin, deshalb landläufig als „Glückshormon“ bezeichnet).
Doch Pramipexol hilft Herrn D. B. nicht – ganz im Gegenteil. Durch die Einnahme, so empfindet es D. B. jedenfalls, steigern sich die Symptome massiv. Das Kribbeln und das Zittern werden stärker und, fast schlimmer noch, die Ängste, die Unsicherheit, der undefinierbare Druck auf die Seele schlägt immer mehr zu. D. B. hat keine ruhige Stunde mehr. Der Neurologe empfiehlt, die Dosis sogar noch zu verdoppeln. Doch D. B. weigert sich. Er ist im Internet unterwegs, er zieht Dr. „Google“ ausführlich zu Rate. Aber überall dasselbe: Parkinson ist eine unheilbare Krankheit, die Berichte und Listen der Symptome und des unaufhaltsamen Fortschreitens sind seitenlang und leider auch sehr detailliert; kühl und sachlich wird eine Reise des Grauens beschrieben. Und man kann die Krankheit nur mit Medikamenten etwas unter Kontrolle halten, ansonsten sind Bewegung und eine gesunde Lebensweise empfohlen. Allein das tagelange Lesen im Internet bringt D. B. auf den Tiefpunkt. Er liest über die tiefe Hirnstimulation: Bei der Tiefen Hirnstimulation (THS) senden ein oder zwei ins Gehirn eingesetzte Elektroden elektrische Impulse an Nervenzellen, die bestimmte Bewegungen beeinflussen. Dies kann Parkinson-Beschwerden lindern, aber das ist mit einer Operation verbunden und was ist, wenn die Schrittmacher aus dem Takt geraten? Nein, das ist für D. B. keine Option.
Ein Stückchen Hoffnung! Der Fernsehsender RTL berichtet über die Transkranielle Pulsstimulation (TPS)
Jemand aus der Familie sieht zufällig den Fernsehbeitrag über die TPS. Was ist das, warum kennt man das nicht – es ist das übliche, wie D. B. später erfährt. Noch ist die TPS nicht weit verbreitet, nur mit den richtigen Suchbegriffen findet man sie im Internet. D. B. recherchiert, die Familie diskutiert. Wieso weiß denn der Neurologe nichts davon? Aber egal, es ist ein Stück Hoffnung, eine Option. Man informiert sich. Gott sei Dank, gerade hat der Arzt aus dem Fernsehen, der in Hamburg arbeitet, eine Dependance in Berlin aufgemacht! Ein Termin wird vereinbart, die Wartezeit ist zwar recht lang, aber für D. B. noch überschaubar, auch wenn der emotionale Stress kaum auszuhalten ist.
TPS in Berlin: Endlich mehr Ruhe und eine Befreiung
D. B. fährt also im Januar 2022 nach Berlin. Die Behandlung mit der TPS ist angenehm und einfach. Ob’s was bringt? Nach der zweiten Therapie-Einheit beginnt die Wirkung: „Ich fühlte mich plötzlich ausgeglichener, irgendwie sicherer und freier, ich kann das in Worten gar nicht so gut beschreiben,“ erzählt D. B.: „Dieser mentale und auch dieser seelische Druck, diese Ängste verschwanden nach und nach. Ich konnte nach Jahren endlich wieder ruhig und tief durchatmen – im doppelten Sinne des Wortes.“ Auch das Kribbeln im Fuß, über den Bauchraum bis in den Arm hinein, die Kälteschauer, verschwinden sukzessive. Nur das Zittern der linken Hand ist nach der sechsten Behandlung nicht völlig verschwunden, tritt aber immerhin nur noch selten auf. Und wenn doch? „Ich würde die Reduktion um 50 bis 60% herum bewerten,“ sagt D. B. Mitte März am Telefon und weiter: „Aber wissen Sie, ein gesunder Mensch kann sich sicher gar nicht vorstellen, wie diese Krankheit auch die nervliche und seelische Situation beeinflusst. Man ist nicht mehr man selbst, das ganze Leben liegt im Schatten. Und das ist nahezu vollkommen weg! Das bisschen Zittern, damit kann ich leben und außerdem hoffe ich natürlich, dass wir das mit der Zeit mit weiteren TPS-Behandlungen noch wegbekommen. Ich bin von der Therapie vollkommen überzeugt.“
Hinweis: Nach der 6-maligen TPS-Behandlung ging D. B. übrigens wieder zu seinem Neurologen, der nochmals – immerhin ein Jahr später – eine Messung der Gehirnströme und an der linken Hand vornahm. Das Ergebnis formulierte der Neurologe gemäß D. B. so: „Merkwürdig, das hätte sich verschlimmern müssen, da ist aber alles gut.“ Herr D. B. sagte nichts dazu. Er suchte sich zwischenzeitlich einen anderen Neurologen.