Meta-Analyse zeigt, dass mit Anti-Körpern wie Lecanemab weitere Nebenwirkungen entstehen

Bereits in den vergangenen Monaten gab es viele Diskussionen um den von der amerikanischen FDA im Eilverfahren für die USA zugelassenen Alzheimer-Wirkstoff „Lecanemab“ (Handelsname: „Leqembi“).

Der Antikörper soll zwar bei leichter Alzheimer-Demenz die Amyloid-Last, also die Protein-Ablagerungen zwischen den Nervenzellen, um 27% verringern können; aber die Nebenwirkungen für die Patient:innen wurden schon Ende vergangenen Jahres kritisch in die Relation des möglichen Nutzens gestellt.

Denn es stellten sich bei den 900 „Verum-Patient:innen“, also den tatsächlich mit Lecanemab behandelten Proband:innen heraus, dass 12,5 Prozent Gehirnschwellungen und 17 Prozent zerebrale Blutungen erlitten – beides kann lebensbedrohlich sein. Auch von verschiedenen Todesfällen wurde berichtet, wobei bis heute nicht geklärt ist, inwieweit diese Todesfälle in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Wirkstoff stehen.

Gleichwohl wird Lecanemab noch als „Hoffnungsträger“ und „Meilenstein“ gehandelt. Doch nun gibt es weitere Bedenken: Substanzen wie dieser Antikörper, die gegen Amyloid-Ablagerungen im Gehirn wirken, lassen zugleich auch das Gehirn weiter schrumpfen.

Neue Meta-Studie offenbart: Amyloid-Antikörper lassen das Gehirn um mehr als ein Viertel schrumpfen

Ende März 2023 wurde im renommierten Fachblatt NEUROSCIENCE eine Meta-Studie publiziert, die eine umfassende Studienanalyse präsentiert. Die Studie zeigt, dass Medikamente gegen Beta-Amyloid und Amyloid-Plaques mit einer weiteren Schrumpfung des Gehirns bei Alzheimer-Patient:innen verbunden sind.

Die Analyse umfasste 31 Studien mit erwachsenen Teilnehmer:innen und verwendete MRT-Messungen, um die Veränderungen im Gehirnvolumen zu verfolgen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Behandlung mit diesen Medikamenten mit einer Abnahme des Gehirnvolumens einhergeht. Einige Medikamente, sogenannte Sekretasehemmer, führten zu einer beschleunigten Atrophie des Gehirns.

In zwei großen Studien mit Lecanemab verloren jene Teilnehmer:innen, die die höchste Dosis des Medikaments erhielten, im Durchschnitt 28 % mehr Gehirnvolumen als diejenigen, die ein Placebo erhielten. Ein Sprecher des den Wirkstoff entwickelnden Pharmaunternehmens Eisai argumentierte zwar, dass diese Schrumpfung ein „gutes“ Zeichen sein könne, da der Antikörper Amyloid-Ablagerungen entferne und Entzündungen reduziere. Andere Wissenschaftler äußerten jedoch Bedenken und betonten, dass der Volumenverlust im MRT generell als ungünstig betrachtet wird.

Insgesamt ist die Erforschung von Alzheimer-Medikamenten weiterhin komplex und von vielen Unsicherheiten geprägt. Während einerseits einige vielversprechende Ergebnisse erzielt werden, bestehen andererseits immer größere Bedenken hinsichtlich möglicher kurz-, mittel- und langfristiger negativer Auswirkungen von Lecanemab und ähnlichen Präparaten auf die Gesundheit und Wohlergehen der Patient:innen.

Gehirnstimulationsverfahren TPS auf dem Vormarsch: Keine Nebenwirkungen solcher Art feststellbar

Bei Neurostimulationsverfahren wie der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) konnte bislang in keinem einzigen Fall Nebenwirkungen dieser Art festgestellt werden. Ganz im Gegenteil: In Studien der Universität Wien konnten Forschende bereits belegen, dass die TPS der kortikalen Atrophie, also dem Verlust der Gehirnsubstanz, entgegenwirkt. Siehe hierzu: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/allgemein/tps-reduziert-kortikale-atrophie

Mit Stand 01. April 2023 ist die Transkranielle Pulsstimulation mittlerweile in über 160 Kliniken, Universitäts-Kliniken und anwendenden Praxen in über 30 Ländern vertreten – Tendenz steigend. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Studienlage immer umfassende wird, immer neue Wirkmechanismen entdeckt, entschlüsselt und untersucht werden und schließlich ein wichtiger  Vorteil immer deutlicher wird: Bei TPS entstehen, wenn überhaupt im Einzelfall (2 von 100), nur marginale Nebenwirkungen wie leichter Kopfschmerz oder Schwindel, die rasch und ohne Notwendigkeit einer Medikamentengabe binnen kürzester Zeit von selbst vergehen.

Quelle:
https://n.neurology.org/content/early/2023/03/24/WNL.0000000000207156