Neue Follow-up-Studie zeigt: Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) reduziert die kortikale Atrophie bei Alzheimer-Demenz-Patient:innen

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) hat in Studien und mittlerweile auch in der täglichen Praxis gezeigt, dass sie die funktionellen Netzwerke und die kognitiven Leistungen von Alzheimer-Demenz-Patient:innen verbessern kann. In der neurophysiologischen funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI) und im Elektroenzephalogramm (EEG) zeigen Messungen an den Studienteilnehmer:innen eine verbesserte Gehirnaktivität und Konnektivität des Gedächtnisnetzwerks.

Um herauszufinden, ob die Therapie auch zu morphologischen Veränderungen (nämlich der kortikalen Dicke) führt, haben Dr. Tudor Popescu und sein Team vom Institut für Kognitive Biologie an der Universität Wien eine Follow-up-Studie durchgeführt. Als Probanden fungierten die Studienteilnehmer:innen, die auch schon Prof. Roland Beisteiner von der MedUni Wien in seiner initiativen Studie1 zur Behandlung von Alzheimer-Demenz mit der TPS zur Verfügung gestanden hatten.

Was ist die kortikale Atrophie bzw. eine Hirnatrophie?

Unter Hirnatrophie versteht man den allmählichen Verlust von Gehirnsubstanz. Während der kontinuierliche Rückgang von Masse und Substanz des Gehirns im Laufe eines Lebens normal ist, kommt es bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz durch die Ablagerung Amyloid-haltiger Plaques zu einem überproportionalen Abbau von Gehirnsubstanz. Auch die kortikale Dicke, also die Dicke der Großhirnrinde, ist bei Alzheimer-Demenz-Patient:innen verändert. Dies führt zu neurologischen Ausfallerscheinungen und einem Verlust der kognitiven Leistungsfähigkeit der Betroffenen.

Therapie mit TPS verringert kortikale Atrophie und bewirkt Zunahme der kortikalen Dicke

Die Studienautoren führten eine Prä-/Post-Therapie-Analyse2 (einen Vorher-/Nachher-Vergleich) der kortikalen Dicke bei den Alzheimer-Demenz-Patient:innen durch, wobei funktionelle und morphologische MR-Daten vor und nach der TPS-Therapie ausgewertet wurden. Im Ergebnis zeigte sich, dass das revolutionäre Konzept der Einwirkung von Stoßwellen bzw. Schall- und Ultraschallwellen auf das menschliche Gehirn einen neuen Weg zur Neuroregenerationstherapie per se aufzeigt: Die mit der TPS stimulierten Gehirnareale modulieren die kortikale Dicke und reduzieren die Hirnatrophie signifikant. Vor allem im sog. „Standardmodus-Netzwerk“ – dies sind die Regionen, von denen bekannt ist, dass sie für die kognitiven Funktionen von Alzheimer-Demenz-Patient:innen besonders wichtig sind – konnte der positive Einfluss der Wellenstimulation nachgewiesen werden.

Die Autoren weisen darauf hin, „dass das Prinzip der therapeutischen Neuromodulation mit TPS nicht nur für Alzheimer-Demenz gelten muss, sondern plausibelerweise für alle neuropsychiatrischen Erkrankungen, bei denen eine neuroplastische Reorganisation hilfreich sein kann (…)“.

Um die Ergebnisse ihrer Studie zu bestätigen, regen die Autoren für die Zukunft weitere klinische Studien an.

Quellen:

1)         Beisteiner, R. et al.: Transcranial Pulse Stimulation with Ultrasound in Alzheimer’s Disease-A New Navigated Focal Brain Therapy. Adv Sci (Weinh). 2019 Dec 23;7(3):1902583. doi: 10.1002/advs.201902583. eCollection 2020 Feb.

2)         Popescu T, et al.: Transcranial ultrasound pulse stimulation reduces cortical atrophy in Alzheimer’s patients: A follow-up study. Alzheimers Dement (N Y). 2021 Feb 25;7(1): e12121. doi: 10.1002/trc2.12121. eCollection 2021.