Die TPS ist ein hervorragendes Modul zur Förderung der Neuroplastizität.

Seit Anfang Januar 2023 ist die Transkranielle Pulsstimulation im neuen Institut „Neuropsychiatrie, Psychosomatik und Gesundheitsvorsorge“ in der renommierten EMCO-Klinik in Bad Dürrnberg nahe Salzburg vertreten. Leiterin des Instituts ist die habilitierte Neurologin und Radiologin mit Schwerpunkt Neuroradiologie Priv.-Doz. Dr. med. Erasmia Müller-Thies-Broussalis, MSc, deren Interessenschwerpunkt beim Einsatz der Transkraniellen Pulsstimulation neben der Behandlung von Alzheimer-Demenz-Erkrankungen vor allem dem neuen Krankheitsbild „Post-Covid“ gilt, für das in der Medizin aktuell auf allen Ebenen nach kausalen Erkenntnissen und effizienten Behandlungslösungen gesucht wird.

Wir sprachen mit der bereits in der Vergangenheit an zahlreichen wissenschaftlichen Studien und Publikationen beteiligten Wissenschaftlerin in ihrem Büro in der EMCO-Klinik über ihre Herangehensweise bei der Transkraniellen Pulsstimulation, weshalb physikalische Medizin und deren regenerativen Potentiale zur Neuromodulation in der Zukunft eine gewichtige Rolle spielen werden und was Patient:innen mit neurophysiologischen Krankheiten sowie Long-Covid- bzw. Post-Covid-Syndromen von der TPS erwarten können.

Alzheimer Deutschland (AD): „Frau Dr. Müller-Thies-Broussalis, als Neurologin und Radiologin mit dem Schwerpunkt Neuroradiologie haben Sie sich vorab längere Zeit mit der Transkraniellen Pulsstimulation auseinandergesetzt und dann Ende letzten Jahres beschlossen, die TPS in Ihrem Institut an der EMCO-Klinik einzusetzen. Welche Faktoren waren dafür ausschlaggebend?“
Priv.-Doz. Erasmia Müller-Thies-Broussalis (EMTB): „Zunächst wurde ich durch die aktuelle Literatur und auf verschiedenen Fach-Kongressen darauf aufmerksam, dass es eine neue, nicht-invasive Methode im Bereich der Alzheimer-Behandlung gibt. In der Literatur konnte ich feststellen, dass es durch diese Methode zu deutlichen Fortschritten bei der Behandlung von Alzheimer-Patienten kommen kann. Das hat mich als Ärztin und Wissenschaftlerin neugierig gemacht und ich habe beschlossen, mit der TPS meine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Denn ich finde, dass man auch abseits der pharmakologischen Behandlungen, die selbstverständlich wichtig sind, neue Möglichkeiten aktiv sondieren muss, um Alzheimer-Patienten zu helfen. Bisher hatten wir neben der Medikation als weitere medizinische Tools nur etwa das kognitive Training. Doch jetzt sehe ich als neue Säule der Therapie die Transkranielle Pulsstimulation. Das hängt auch damit zusammen, dass ich als Radiologin aufgrund meiner Ausbildung natürlich die technischen Aspekte der TPS verstehe und in diesem Gebiet verhaftet bin. Deshalb halte ich die Idee, die hinter der TPS steckt, für sehr sinnvoll. Hier erfolgt über externe Stimulation anhand für neurologische Anwendungen adaptierter Schallwellen die Behandlung am Gehirn, wobei aber am Gehirn selber kein Schaden gesetzt werden kann. Mit der Methode der TPS befinden wir uns jetzt im Bereich der Regenerationsmedizin, die in der Neurologie, gerade wenn es um degenerative Erkrankungen geht, bisher nicht verfügbar war. Mit diesem neuen Stoßwellen-Verfahren können wir die Neuroplastizität deutlich verbessern.“

„Die TPS ist eine Stimulationstherapie, die bei allen neurodegenerativen Erkrankungen eingesetzt werden sollte.“
Priv.-Doz. Dr. med. Erasmia Müller-Thies-Broussalis, MSC

AD: „Stichwort Neuroplastizität, also die Eigenschaft des Gehirns, durch äußere Einflüsse veränderbar zu sein: Es ist mittlerweile erwiesen, dass zeitlebens neue Neuronen (vor allem im Hippocampus und im Bulbus olfactoris) gebildet werden, selbst dann, wenn der Mensch bereits an einer neurodegenerativen Erkrankung leidet. Aber diese neu gebildeten Zellen benötigen aktive Stimulation. Hier setzt die TPS an. Können Sie uns diesen Vorgang allgemeinverständlich erklären?“
EMTB: „Mit der TPS versucht man über die Stimulation von Ionenkanälen im Gehirn Neurotransmitter freizusetzen. Neurotransmitter sind sehr wichtig für die bessere und schnellere Verschaltung der Neuronen untereinander. Neurotransmitter sind notwendige chemische Botenstoffe, die von gesunden Nervenzellen selbst erzeugt werden, um Informationen von einer Zelle zur anderen zu tragen. Sie sind dazu da, um chemische in elektrische Signale umzuwandeln und umgekehrt, und dies in einer solchen Geschwindigkeit, die wir auch heute mit wissenschaftlichem Messmethoden kaum erfassen können. Unsere Zellen agieren also alle sowohl auf chemischem als auch auf elektrischem Wege und nur durch dieses Zusammenspiel kann das Gehirn funktionieren. Ohne funktionierende Transmitter ist dies nicht möglich. Bei allen neurodegenerativen Erkrankungen ist die Bildung der Neurotransmitter reduziert und so funktioniert die gesamte Arbeit im Gehirn natürlich langsamer. Die externe Stimulation durch die TPS ist hier ganz generell als positiv anzusehen, egal, mit welcher degenerativen Erkrankung wir es zu tun haben. Salopp gesagt, übernimmt die TPS die Funktion des Anschubsens des gesamten Systems.“
AD: „Ganz vereinfacht ausgedrückt, ist die TPS ein Modul für die „Hilfe zur Selbsthilfe“ des menschlichen Gehirns?“
EMTB: „Ganz genau. Dadurch kommt es ja auch zur Steigerung etwa des Serotonin- und des Dopaminspiegels. Dies wirkt sich positiv auf die Alzheimer-Krankheit aus, aber natürlich auch auf Erkrankungen wie Depression oder Parkinson. Da bildet sich ein regelrechter „Wow-Effekt“, weil das ganze System im Gehirn aktiviert wird. Deshalb ist die TPS logischerweise für alle Indikationen geeignet, die mit neurodegenerativen Erkrankungsbildern einhergehen.“
AD: „Und was genau versteht nun unter Neuroplastizität?“
EMTB: „Neuroplastizität ist einfach die lebenslange Fähigkeit des Gehirns, sich selbst bis zu einem gewissen Grade neu zu organisieren bzw. zu rekalibrieren, sei es durch äußere Einflüsse oder eigene geistige Aktivitäten oder in hohem Maße eben auch durch technische Stimuli wie jetzt mit der TPS. Bei erkrankten Menschen, bei denen der Gehirnstoffwechsel nicht mehr richtig funktioniert oder im Übermaß Nervenzellen „absterben“, helfen natürliche oder chemische Stimuli nicht mehr viel. Warum die TPS hier so gut funktioniert, sehe ich vor meinem Hintergrund aus der Schlaganfall-Forschung: Ich habe seit vielen Jahren sehr viel mit Schlaganfall-Patienten zu tun. Hier haben wir es mit einer Destruktion bestimmter Gehirnareale zu tun, beispielsweise am Sprachzentrum. Ist dies der Fall, haben die Patienten am Anfang nach einem solchen Schlaganfall wirklich Probleme, sich zu artikulieren, das heißt, sie können einfach nicht mehr sprechen. Aber mit der Zeit kommt es dann auch oft vor, obwohl der Defekt morphologisch vorhanden ist, dass Teile dieser Region bzw. angrenzende Areale die verlorenen Funktionen übernehmen. Dies bedeutet, dass im Gehirn dann entweder andere Areale diese defizitären Funktionen übernehmen oder auch, dass regenerative Prozesse stattfinden. Mit der TPS kann dieser Prozess stimuliert werden. Das finde ich bei der TPS so spannend: Sie fördert die Gehirnaktivitäten und die Regenerationsmechanismen in bisher nicht möglicher Weise. Bisher wurden solche Defizite durch logopädische Maßnahmen behandelt. Aber mit der TPS können wir natürlich ungleich mehr in kürzester Zeit erreichen, die Therapie könnte wie ein „Turbo“ wirken. Ich sehe die TPS auch als hervorragenden Stimulus bei Parkinson-Patienten, bei denen die Dopamin-Produktion nicht mehr gut funktioniert, gleiches gilt natürlich auch für Alzheimer-Patienten, bei denen die graue Substanz einfach weniger wird. Hier können wir mit der TPS auch andere Gehirnzellen stimulieren, die dann gewissermaßen andere Arbeiten übernehmen oder beim Wiedererlernen kognitiver Fähigkeiten unterstützen können.“
AD: „In der Wissenschaft beschäftigt man sich seit vielen Jahren intensiv mit den Möglichkeiten der TPS auch bei anderen neurophysiologischen Erkrankungen. Ein großes, weil höchst aktuelles Thema ist ‚Long-Covid‘ bzw. ‚Post-Covid‘ infolge von Corona-Infektionen. Hier wird immer mehr offenbar, dass die Fallzahlen enorm steigen und bei 80% der Betroffenen neurodegenerative Schädigungen wie CFS (chronical fatigue syndrome), Brain-Fog, also Nebel im Gehirn, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit und massive Schwäche auftreten. Bisher gibt es keine Leitlinie zur Behandlung dieser neuen Krankheiten. Welche Möglichkeiten sehen Sie, diesen Patienten zu helfen?“
EMTB: „Das ist derzeit tatsächlich eine große Aufgabe, vor der wir hier stehen. Bisher hat man Post-Covid unter anderem mit Antidepressiva behandelt, wenn es um neurokognitive Defizite ging. Hier versucht man mit dem Ansatz der Antriebssteigerung, also der Steigerung des Serotonin-Haushaltes etc. voranzukommen. Auch die Gabe von Melatonin war ein Thema, um den antioxidativen Stress zu minimieren, weil man bei Post-Covid auch von schwelenden Entzündungen ausgehen kann. Beides kann auch ein wenig wirken, aber mit der Stimulierung der Serotonin-Produktion durch die Stoßwellen der TPS gelangen wir hier natürlich auf ein ganz anderes Level. Mit diesem Ansatz gehen diese kognitiven Syndrome schlicht wieder weg. Mir wurde von Kollegen berichtet, dass hier, das muss man so deutlich sagen, tatsächlich bereits Heilungen durch die TPS stattgefunden haben. Auch ich habe das bei meinen Patienten bereits selbst erfahren dürfen.“
AD: „Können Sie uns solche Fälle aus ihrer eigenen ärztlichen Tätigkeit berichten?“

„Die TPS ist bei Post-Covid- bzw. Neuro-Covid das Mittel der Wahl, um Patienten in der Genesung zu unterstützen. Der Erfolg ist beeindruckend.“
Priv.-Doz. Dr. med. Erasmia Müller-Thies-Broussalis, MSC

EMTB: „Ich gebe Ihnen gerne ein Beispiel. Ich habe eine junge Patientin, 23 Jahre alt, die eine ganz klassische Covid-Infektion mit Fieber und Kopfschmerzen durchgemacht hatte. Diese junge Frau kam am 24. Januar erstmals zu mir in die Klinik. Sie litt unter Tagesmüdigkeit, Leistungsknick, Konzentrationsstörungen und unter einem klassischen „brain-fog“. Bevor sie zu mir kam, hatte man sie mit Antidepressiva und bereits Melatonin behandelt. Diese Behandlungen haben zu einer leichten Besserung geführt. Aber die Symptome waren immer noch sehr vorherrschend und auch belastend für die junge Patienten, da wie sie es mit eigenen Worten mir verdeutlicht hat, hat sie sich aus „ihrem eigenen Leben hinaus geknockt gefühlt“. Aus diesem Grund habe ich mit dieser Patientin die TPS Therapie besprochen. Bevor ich allerdings eine Stoßwellen-Behandlung mit der TPS beginne, ist es mir wichtig, andere neurologische Ursachen auszuschließen. Dies bedeutet, ich verlange eine saubere neurologische Abklärung, bevor ich dann den Schritt der Stoßwellen-Behandlung gehe. Auch neuropsychologische Tests gehen der Therapie bei mir voraus, denn man muss die Defizite auch quantifizieren bzw. auch das das Hauptproblem analysieren.“
AD: „Und nachdem all dies abgeklärt worden war und Sie sich für die Durchführung der TPS entschlossen haben: Wie viele Behandlungen wurden bei der jungen Patientin durchgeführt und mit welchem Ergebnis?“
EMTB: „Wir haben insgesamt drei Sitzungen mit der TPS durchgeführt. Nach der ersten Sitzung fühlte sich die Patientin schon deutlich wacher. Man muss bedenken: Zuvor musste sie sich tagsüber häufig hinlegen, doch das brachte keine Erholung. Sie sagte, sie sei einfach nicht mehr sie selbst und könne ihr Tagespensum nicht mehr durchhalten. Sie fühlte sich auch von der Gesellschaft nicht verstanden. Das Problem bei solchen Erkrankungen ist ja, dass man es den Menschen diese Erkrankung nicht ansieht und sie häufig als Simulanten dargestellt werden. Nach der dritten Behandlung war sie dann komplett beschwerdefrei. Jetzt habe ich nach 14 Tagen das Feedback erhalten, dass sie weiterhin beschwerdefrei ist und sich völlig gesund fühlen würde. Sie sagt, es geht ihr so, als hätte sie diese Krankheit nie gehabt.“
AD: „Wie können Sie diesen Behandlungserfolg kontrollieren?“
EMTB: „Wir belassen es natürlich nicht nur bei subjektiven Aussagen der Patienten oder deren sozialem Umfeld. In der Folge machen wir weitere neurologische und psychologische Tests, um das Ergebnis zu verifizieren. Ich begleite meine Patienten nach der Erkrankung weiterhin, auch, um die Wirksamkeit der TPS für meine eigene Arbeit und meine Kollegen zu dokumentieren und zu analysieren.“
AD: „Welche Möglichkeiten sehen Sie für die Transkraniellen Pulsstimulation in der Zukunft?“
EMTB: „Ich sehe in der Transkraniellen Pulsstimulation ein starkes Modul zur Behandlung jeglicher neurodegenerativer Erkrankungen, additiv zur medikamentösen Therapie. Wenn beide Behandlungsweisen miteinander Hand in Hand gehen, können wir für unsere Patienten weit mehr erreichen als bisher.“
AD: „Frau Dr. Müller-Thies-Broussalis, wir danken herzlich für dieses Gespräch und freuen uns auf Ihre weiteren Ergebnisse mit der TPS.“

Über Priv.-Doz. Dr. med. Erasmia Müller-Thies-Broussalis, MSC

Neurologin und Radiologin Priv.-Doz. Dr. Erasmia Müller-Thies-Broussalis
„Foto: Neurologin und Radiologin Priv.-Doz. Dr. Erasmia Müller-Thies-Broussalis“

Priv.-Doz. Dr. med. Erasmia Müller-Thies-Broussalis studierte Humanmedizin an der Medizinischen Karl-Franzens-Universität Graz und wurde Fachärztin für Neurologie und Fachärztin für Radiologie, Schwerpunkt Neuroradiologie, am Universitätsklinikum der Christan-Doppler-Klinik der Paracelsus medizinischen Privatuniversität in Salzburg. Anschließend habilitierte sie im Fachbereich Neurologie an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Salzburg. Nach mehrjähriger Tätigkeit an der Christian-Doppler-Klinik und zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsarbeiten leitet Dr. Müller-Thies-Broussalis seit Ende 2022 das Institut für „Neuropsychiatrie, Psychosomatik und Gesundheitsvorsorge“ an der EMCO-Privatklinik in Bad Dürrnberg bei Salzburg und führt eine eigene Praxis in Salzburg-Stadt.

Eine Übersicht ihrer wissenschaftlichen Arbeiten ist hier zu finden:
https://www.neurologin-broussalis.at/wissenschaftliche-publikationen

Kontakt:

EMCO Privatklinik
Martin-Hell-Str. 7-9
A-5422 Bad Dürrnberg/Salzburg
Sekretariat: Sabrina Falkensteiner
Tel.: +43-(0)6245-790 435
Mail: [email protected]
Web: www.emco-klinik.at