Dr. med. Ulrich Heck über die Stoßwellen-Therapie TPS und Long-Covid
„Die Medizin hat schon heute viel mehr zu bieten als die meisten Menschen wissen.“
Dr. med. Ulrich Heck, Allgemeinmediziner in Frankfurt am Main, arbeitet seit über zwei Jahren mit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS). Dr. Heck, der sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen als Osteopath und Schmerzspezialist gemacht hat und Medizin grundsätzlich unter dem Aspekt ganzheitlicher Herangehensweise praktiziert, hatte gute Gründe, die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) in sein Behandlungsprogramm aufzunehmen. Wie innovative technische Verfahren wie die Hirnstimulations-Therapie TPS, andere Stoßwellen-Therapien, die Osteopathie und ein ganzheitlicher medizinischer Ansatz, zu dem auch Akupunktur gehört, zusammenpassen und welche Behandlungsmethoden er bei Long-Covid und Post-Vac-Syndrom integriert, berichtete er uns im Gespräch in seiner Praxis in Frankfurt am Main.
Alzheimer Deutschland (AD): Herr Dr. Heck, bitte stellen Sie sich unseren Leserinnen und Lesern doch zunächst kurz vor.
Dr. med. Ulrich Heck (UH): „Ich habe in Utrecht, Essen und Hamburg Medizin studiert, wo ich in Chirurgie promoviert habe. Danach war ich zunächst Stabsarzt bei der Bundeswehr, und zwar bei der Marine. Das hat mich insofern geprägt als man auf hoher See natürlich alles zu behandeln hatte, was es an Erkrankungen oder auch Unfällen gab, bis hin zu Zahnwurzelbehandlungen. Eine fachliche Aufteilung oder andere Kollegen gab es nicht, ich war schlicht ein Allrounder. In Frankfurt begann ich dann als Assistenzarzt in der Chirurgie, stellte jedoch schnell fest, dass diese Art der reinen Operations-Tätigkeit nicht meine Welt war. In einer großen Frankfurter Praxis für Allgemeinmedizin, in der wir für jeden Kranken da sein konnten und auch Menschen in Altenheimen betreuten, fand ich meine Berufung als Arzt.“
AD: Es war Ihnen also wichtiger, direkt bei den Menschen zu sein und ihnen helfen zu können, anstatt im OP-Saal rein handwerklich zu arbeiten?
UH: „Das ist richtig. Krankheiten, auch seelische Leiden, sind ja vielschichtig. Ich bin auch recht bald Mitglied einer Schmerzkonferenz geworden. Dort habe ich im Laufe der Jahre rund 180 Schmerzkonferenzen geleitet, bei denen ich als Diagnostiker Patienten begutachtete, deren Schmerzerkrankungen ohne Befund waren und die in kein Raster passten.
Im Zuge dessen habe ich mich dann auch immer mehr mit Naturheilverfahren beschäftigt und mich in funktionellen Diagnostiken und Therapien ausbilden lassen wie etwa in der Neuraltherapie, der Akupunktur und natürlich der Osteopathie. Dabei hatte ich das Glück, von ganz hervorragenden Professoren lernen zu können, richtig alte Hasen mit großer klinischer Erfahrung, die wirklich das Patientenwohl im Auge hatten und nicht die akademische Karriere.
So habe ich mich mit der Zeit sehr auf die manuelle Medizin konzentriert und habe dann Mitte vor rund 15 Jahren auf einer Weiterbildung auch den Kollegen Dr. Henning Lohse-Busch kennengelernt, der später zu einem der Hauptentwickler der Transkraniellen Pulsstimulation wurde und bereits damals das Potenzial der Stoßwellen zum Einsatz in der neurologischen bzw. neuroorthopädischen Rehabilitation erkannt hatte und daran forschte. Dazu hielt Dr. Lohse-Busch dort auch einen Vortrag und das hat bei mir nachgewirkt. Daran sieht man, nebenbei gesagt, wie viele Jahre schon an der TPS als solcher geforscht wurde, die ja heute öffentlich als ganz neue Therapie gilt. Nachdem ich mich 2010 als ärztlicher Osteopath niedergelassen hatte, habe ich ab 2015 ebenfalls angefangen, mit verschiedenen Stoßwellen-Methoden zu arbeiten. Da habe genau jene erstaunlichen Dinge erlebt, von denen mir Kollegen immer wieder berichtet hatten, wie etwa Frakturen, die zuvor nicht heilten, binnen kurzer Zeit allein mit Stoßwellen allerdings zur Heilung gebracht werden konnten.“
AD: Bevor Sie also zur speziellen Stoßwellen-Therapie TPS kamen, die ja mit ganz niedrigenergetischen Impulsen arbeitet, konnten Sie sich von den generellen Wirkprinzipien der Stoßwellen selbst überzeugen und ihre Funktionalität auch praktisch nachvollziehen?
„Medizin muss nicht immer kompliziert und schmerzhaft sein.“ Dr. med. Ulrich Heck
UH: „Absolut! Nehmen wir als Beispiel eine Kiefersperre, also wenn Patienten den Mund nicht mehr als zwei Millimeter öffnen können und normalerweise zur Diagnostik zur Tracheotomie (operativer Eingriff zu einem Luftröhrenschnitt – Anm. d. Red.) geschickt werden. Die habe ich dann stattdessen mit Stoßwellen behandelt und siehe da: Die Kiefersperren lösten sich und es waren keine weiteren Maßnahmen mehr nötig, schon gar keine belastenden Operationen in Narkose, nur um eine mögliche Ursache zu entdecken. Medizin muss nicht immer kompliziert und schmerzhaft sein.“
AD: Und so war es für Sie nur konsequent, auch die Transkranielle Pulsstimulation einzusetzen, nachdem sie dann, endlich, für Praxen verfügbar war?
UH: „Nein, ganz so war es nicht. Erst als es in meinem Freundeskreis einen Alzheimer-Fall gab, erinnerte ich mich an das Thema Stoßwellen und neurodegenerative Erkrankungen. Dann habe ich recherchiert und bin auch schnell bei Ihnen, also bei ‚Alzheimer Deutschland‘ gelandet und habe dann mit Kollegen gesprochen. Und da mir da Prinzip klar war, habe ich die TPS, zunächst zur Probe, in meine Praxis geholt.“
AD: Und die Probe verlief augenscheinlich gut, denn Sie sind ja mittlerweile ein absolut überzeugter TPS-Anwender?
UH: „Oh ja, allerdings. Ich habe genau wie Sie schon bei den ersten Patienten mit einer Demenz deutliche Verbesserungen feststellen können und das Wirkprinzip war mir ja, wie gesagt, durchweg klar. Ich habe beispielsweise zu Beginn eine Dame, die hier in Frankfurt selbst die Rehabilitationszentren koordinierte und nun selbst an Demenz erkrankt war, behandelt. Schon nach drei oder vier Behandlungssitzungen mit der TPS fing diese Patientin wieder an zu sprechen und fand regelrecht zu sich selbst zurück.“
AD: Berichten Sie uns doch ein wenig mehr über diesen Fall, damit sich die Leserinnen und Leser ein besseres Bild auch über Einzelfälle machen können, denn zusammenfassende Studien und Untersuchungen gibt es ja mittlerweile zur Genüge.
UH: „Diese Dame, Anfang 70, hochintelligent, hochdifferenziert, konnte plötzlich ihre Worte nicht mehr finden. Meine Schwägerin, eine Psychologin, ist mit ihr bekannt und sagte mir, dass ich sie mir unbedingt einmal ansehen sollte. Im MMST (minimal mental status test, ein Test zur Bestimmung des Krankheitsgrades – Anm. d. Red.) lag sie zwischen 18 und 20 Punkten, was für eine mittelgradige Demenz steht. Sie hatte beim Erstgespräch wirklich starke Wortfindungsstörungen, musste alles, was wir besprachen, in einem mitgebrachten Heft aufschreiben, jedes Wort, jeden Satz, jede Absprache. Sie war natürlich auch sehr misstrauisch und litt massiv unter ihrer Situation. Aber sie wollte den Strohhalm ergreifen und wir machten die sechs-teilige TPS-Behandlung. Schon währenddessen und in den darauffolgenden drei Monaten zeigten sich solche Verbesserungen, dass auch ich erstaunt war: Sie konnte wieder frei sprechen, suchte nicht mehr nach Worten, das Heft zum Mitschreiben brauchte sie nicht mehr und auch ihr seelisches Befinden verbesserte sich deutlich. Die Lebensfreude und die Selbständigkeit waren zurückgekehrt, sie wurde wieder zu einer ganz anderen Person, offen, frei und diskussionsfreudig, und vor allem selbstbewusst.“
„Long-Covid-Patienten brauchen dringend Optionen. Und die können TPS und Sauerstoff-Therapien bieten.“ Dr. med. Ulrich Heck
AD: Neurostimulationsverfahren, zu der auch die TPS gehört, werden von Fachleuten und Fachgesellschaften zunehmend empfohlen, und zwar nicht nur zur Behandlung von Alzheimer oder Demenz oder auch Parkinson. Dies liegt daran, dass die Studienlage zu den Hirnstimulationsmethoden allgemein immer besser wird, aber auch, dass unsere Gesellschaft zunehmend mit steigenden neurodegenerativen Krankheitszahlen wie auch mit einem deutlichen Anstieg an Depressionen und vor allem auch mit Long-Covid-Fällen konfrontiert ist. Man schätzt, dass bis zu 15 Prozent an den Folgen von Corona leiden und davon wiederum 80 Prozent am sogenannten Neuro-Covid, also Symptomen wie Konzentrationsstörungen, CFS (chronisches Müdigkeitssyndrom, auch Fatigue genannt), Vergesslichkeit, Depression und regelrechtem Nebel im Gehirn. Auch Sie behandeln Long-Covid-Patienten, zudem Post-Vac-Patienten, also Menschen, die an den Folgen einer Impfung leiden. Was machen Sie hier genau?
UH: „Long-Covid-Patienten brauchen dringend Optionen. Und die können TPS und Sauerstoff-Therapien bieten. Im Rahmen des Heilversuchs, denn es gibt ja noch keine echten Post-Covid-Therapien in dem Sinne, behandele ich diese Patienten, die an neurologischen Symptomen leiden, sowohl mit Sauerstoff-Therapie als auch mit der TPS, oft auch in Kombination. Mit der Sauerstoff-Therapie werden die Mitochondrien, die Energiegeber unserer Zellen, unterstützt. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass wir mit Sauerstoff die Zellfunktionen, auch die des Gehirns und des Nervensystems, deutlich unterstützen und eine tiefgreifende Regeneration erreichen können. Auch die TPS zeigt, und das wird derzeit in Beobachtungsstudien weiter untersucht, erstaunliche und vor allem sehr schnelle Wirkungen bei Long-Covid-Symptomen. Viele der Kollegen dokumentieren bereits, dass die meisten Symptome des sogenannten Neuro-Covid binnen weniger Therapiesitzungen mit der TPS regelrecht eliminiert werden können. Angesichts der vielen Betroffenen wäre es wünschenswert, wenn diese für die Patienten letztlich so einfache Methode schon mehr bekannt wäre.“
AD: Wenn wir Ihre Erfahrungen, und dies mit dem Blick des Ganzheitsmediziners, zusammenfassen: Was erhoffen Sie sich für die nahe Zukunft im Hinblick auf die TPS, aber auch hinsichtlich unseres medizinischen Systems?
UH: „Wie Sie wissen, habe ich viele Jahre Patienten in Alten- und in Pflegeheimen betreut und habe auch jetzt mit der TPS wieder Betroffene von dort. Auch weiß ich seit langem, wie oft Schmerzpatienten mit unklarer Diagnose und jetzt eben Long-Covid-Patienten sich allein gelassen fühlen. Wir als Ärzte müssen uns Zeit für unsere Patienten nehmen! Wir sollten genau hinsehen und uns des ganzen Menschen annehmen. Ich weiß, dass das innerhalb unseres Systems oft schwierig ist, bedauerlicherweise. Ich jedenfalls halte es so, seit ich Allgemeinmediziner geworden bin. Und dann sollte sich die Gesellschaft dafür öffnen, dass Medizin eben nicht nur aus Medikamenten und Operationen besteht, sondern dass sie viele erfolgversprechende Therapieansätze bietet: Das gilt für naturheilkundliche Verfahren, die Osteopathie, die so vieles bewirken kann und ebenso für physikalisch-technische Methoden wie das Stoßwellen-Verfahren TPS oder die Sauerstoff-Therapien. Wir stehen heute vor Tausenden von Patienten, die mit ihren Beschwerden nicht ein noch aus wissen. Vielen von ihnen könnten wir weit mehr helfen als bekannt. Doch dazu muss sich vieles ändern, auch in unserem Gesundheitssystem. Ich bin zuversichtlich, dass dies geschehen wird.“
AD: Herzlichen Dank, Herr Dr. Heck, für dieses offene und Mut machende Gespräch.
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