Amerikanische COSMOS-Mind-Studie zeigt signifikante kognitive Verbesserungen bei Demenz-Symptomen
Um Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln wird generell kontrovers diskutiert. Die Wissenschaft steht der Supplementierung mit Vitaminen, Mineralien und anderen Biostoffen oft skeptisch gegenüber. Dies liegt auch daran, dass es zu vielen Nahrungsergänzungsmitteln keine ausreichend wissenschaftlich fundierten Belege gibt, die ihre Wirksamkeit bei der Vorbeugung oder Behandlung von Krankheiten, einschließlich Demenz, klar untermauern. Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln lieferten bislang häufig gemischte oder widersprüchliche Ergebnisse.
Doch die stark steigenden Zahlen an Demenz-Erkrankungen und anderen neurodegenerativen Krankheiten führen dazu, dass die Forschung auch auf diesem Gebiet immer aktiver wird. Eine Studie der Wake Forest University School of Medicine in Kooperation mit dem Brigham and Women’s Hospital in Boston, USA, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Alzheimer’s & Dementia“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass die regelmäßige Einnahme einer Kombination aus Vitaminen und Mineralstoffen die kognitiven Fähigkeiten bei älteren Menschen signifikant verbessern kann. Diese Erkenntnisse stammen aus einer randomisierten, klinischen Studie.
COSMOS-Mind-Studie beobachtet über 2.000 Menschen über 65 Jahren im Langzeitverlauf
Innerhalb der sogenannten „COSMOS-Mind-Studie“ wurden mehr als 2.000 Senior:innen im Alter von 65 Jahren und älter untersucht, wobei das Durchschnittsalter der Teilnehmenden bei 73 Jahren lag. Über einen Zeitraum von drei Jahren erhielten die Studienteilnehmer entweder eine Multivitamin-Mineralstoff-Kombination als Nahrungsergänzungsmittel oder ein Placebo. Zu Beginn der Studie und anschließend jährlich wurden verschiedene kognitive Fähigkeiten und Gedächtnisleistungen der Teilnehmer mittels telefonisch durchgeführter Tests bewertet.
Studienleiterin Laura Baker von der Wake Forest University School of Medicine fasst die Ergebnisse zusammen: „Die tägliche Einnahme einer Multivitamin-Mineralstoff-Kombination resultierte in einer statistisch signifikanten Verbesserung der kognitiven Funktionen.“ Die Forschenden schätzen, dass die dreijährige Supplementierung den normalen Alterungsprozess und den kognitiven Verfall bei den Senior:innen um 60 Prozent verlangsamt hat, was einer Verzögerung von 1,8 Jahren entspricht, gemessen an einem Zeitraum von drei Jahren.
In der COSMOS-Mind-Studie wurde auch die Wirkung eines hochdosierten Kakaoextrakts untersucht, der jedoch keine Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten der Studienteilnehmer:innen zeigte. Dieses Ergebnis ist besonders bemerkenswert, da die Wissenschaftler:innen die potenziellen Effekte des Kakaoextrakts als primären Endpunkt im Studiendesign festgelegt hatten.
Besonders Patient:innen mit Herz-Kreislauferkrankungen können profitieren
Besonders Patient:innen, die an Herz-Kreislauferkrankungen leiden, wie beispielsweise an einer transitorischen ischämischen Attacke, einer dekompensierten Herzinsuffizienz, nach einer perkutanen koronaren Intervention oder nach einer Bypass-Operation, zeigten im Vergleich zu Placebo positive Reaktionen auf die Multivitamin-Mineralstoff-Supplementierung.
Noch keine konkreten Rückschlüsse zu den Mechanismen hinter der verbesserten Gedächtnisleistung
Ob es allerdings wirklich so einfach ist, mit der täglichen Kapsel aus dem Supermarkt natürliche Alterungsprozesse im Gehirn aufzuhalten, sei noch dahingestellt. Die Autor:innen der Studie weisen darauf hin, dass ihre Forschungsergebnisse keine konkreten Rückschlüsse auf den Mechanismus hinter der verbesserten Gedächtnisleistung zulassen. Sie spekulieren, dass ein möglicher Weg über die Mikronährstoffrezeptoren des Hippocampus führen könnte, ein Bereich im Gehirn, der wesentlich für die untersuchten Gedächtnisparameter ist und bekanntermaßen altersbedingten Veränderungen unterworfen ist.
Jedoch reicht diese Erklärung nicht aus, da kognitive Leistungen ein Netzwerk verschiedener Gehirnbereiche involvieren. Frühere Studien hatten bereits einen Zusammenhang zwischen Vitaminmangel, insbesondere von Vitamin B12 und D, und kognitivem Leistungsabfall sowie Demenz aufgezeigt. Bei den Teilnehmern der COSMOS-Studie waren eventuelle Mikronährstoffmängel nicht bekannt, da Analysen des individuellen Mikronährstoff-Status nicht Teil des Studiendesigns waren.
Trotz dieser ermutigenden Ergebnisse bleiben sowohl Laura Baker als auch die amerikanische Alzheimer’s Association, Herausgeber der Fachzeitschrift „Alzheimer’s & Dementia“, deshalb noch vorsichtig. Sie betonen, dass weitere klinische Studien erforderlich sind, bevor eine regelmäßige Supplementierung mit Biofaktoren wie Vitaminen und Mineralstoffen als Schutzmaßnahme gegen Demenz empfohlen werden kann.
Quelle:
https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/alz.12767