Soziale Verbindungen verringern Demenz-Risiko und verlängern die Lebensdauer

Menschen sind, in der Regel, äußerst soziale Wesen. Zeit mit der Familie, Freunden und Bekannten zu verbringen, ist nicht nur für unsere Psyche und eine positive Lebenseinstellung wichtig, sondern kann auch das Demenzrisiko verringern und die Langlebigkeit verbessern.

Wir haben darüber bereits in unserem Artikel „Demenz erkennen, Demenz vorbeugen“ darüber berichtet: https://www.alzheimer-deutschland.de/ueber-alzheimer-demenz/demenz-erkennen-vorbeugen

Eine neue Meta-Studie des Centre for Healthy Brain Aging (CHeBA) an der New South Wales University in Sydney/Australien bestätigt dies nun abermals. Die Forschenden fanden heraus, dass Menschen mit starken sozialen Verbindungen ein geringeres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz-Erkrankungen haben. Zudem verlängern soziale Bindungen das Leben. Die Forschenden bündelten dabei die Ergebnisse von 13 internationalen Studien, die Menschen ab 65 Jahren über lange Zeiträume begleiteten.

Wir wissen aus früheren Forschungen, dass soziale Verbindungen wichtig für unsere Gesundheit sind und dass uns Isolation einem höheren Demenz- und Todesrisiko aussetzt“, so Erstautor Dr. Suraj Samtani, klinischer Psychologe und Forscher am CHeBA: „Unser Ziel war es herauszufinden, welche sozialen Verbindungen uns vor Demenz und Tod schützen.“

Die Forschenden erhielten für ihre Analyse Ergebnisse aus Studien aus verschiedensten Ländern mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen auf der ganzen Welt. Dazu gehörten Daten aus Australien, Nordamerika, Europa, Südamerika, Asien und Afrika. Die Studienpopulation war somit vielfältiger als frühere Metaanalysen, die sich hauptsächlich auf Nordamerika und Europa konzentriert hatten.

Wichtigkeit sozialer Bindungen unabhängig von Land und Einkommen

Die Wissenschaftler:innen analysierten alle Informationen über die sozialen Verbindungen der Studienteilnehmer:innen. Sie interessierten sich vor allem für die Art der sozialen Verbindung (z. B. in einer Beziehung oder verheiratet zu sein, sich in einer Gemeinde oder einem Verein zu engagieren), deren Funktion (z. B. soziale Unterstützung, eine Vertraute) und deren Qualität (z. B. Grad der Beziehungszufriedenheit).

Schließlich untersuchten die Forschenden, ob die Teilnehmer:innen während der Studien an kognitiven Beeinträchtigungen (MCI) oder Demenz erkrankten bzw. daran starben. Sie untersuchten auch andere Variablen, die diese Ergebnisse beeinflussen könnten, darunter Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Lebensstilfaktoren und andere chronische Krankheiten.

Wir haben uns in diesen Studien soziale Variablen angesehen, wie etwa das Zusammenleben mit anderen, die Interaktion mit Freunden und Familie, die Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten und ob es soziale Unterstützung gab“, sagt Dr. Samtani. „Wir wollten wissen, welche Variablen mit dem Risiko verbunden sind, im Laufe der Zeit an Demenz zu erkranken oder zu sterben.“

Schutzwirkung sozialer Verbindungen offensichtlich

Bei allen Studienteilnehmer:innen waren gute soziale Verbindungen deutlich mit einem geringeren Risiko für MCI, Demenz und Tod verbunden – unabhängig vom Land, in dem die Studien-Teilnehmer:innen leben: „Wir haben festgestellt, dass häufige Interaktionen – und sei es monatlich oder wöchentlich – mit Familie und Freunden und jemand zum Reden das Risiko verringert, an Demenz zu erkranken. Wir fanden auch heraus, dass das Zusammenleben mit anderen und das Erleben und Mitgestalten von Gemeinschaftsaktivitäten das Sterberisiko verringerten“, so Dr. Samtani.

Viele andere Studien haben bereits gezeigt, dass schlechte soziale Beziehungen mit einem schlechteren Lebensstil und einer schlechteren Gesundheit einhergehen. Zum Beispiel können enge Beziehungen eine stresspuffernde Wirkung haben, da wir uns diesen Personen anvertrauen können und von ihnen Unterstützung erhalten. Stresskontrolle ist wichtig für das Gehirn und die allgemeine Gesundheit.

Ein weiteres Beispiel ist, dass unsere Familie, Freunde und Bekannte uns positiv beeinflussen können, gesunde Verhaltensweisen anzunehmen. Wenn beispielsweise Freunde Sie an einem Samstag in einen Park mitnehmen, anstatt Sie allein vor dem Fernseher sitzen zu lassen, weil Sie sich selbst nicht aufraffen können oder wollen, wird dies in der Wissenschaft „soziale Ansteckung“ genannt.

Die Forschenden empfehlen, dass wir auf soziale Verbindungen achten, um das Risiko eines kognitiven Verfalls zu verringern und länger zu leben. „Die Verbindung mit anderen hilft uns, unseren Körper und Geist gesund zu halten. Versuchen Sie, sich mindestens einmal im Monat mit Freunden und Familie zu treffen, nehmen Sie an Gemeinschaftsaktivitäten teil und öffnen Sie jemandem Ihr Herz, wenn Sie sich gestresst fühlen. Auch das Zusammenleben mit anderen, zum Beispiel in einem generationenübergreifenden Haushalt, ist hilfreich“, sagt Dr. Samtani.

Einsamkeit in Deutschland: Zahlen durch die Corona-Pandemie deutlich angestiegen

Auch in Deutschland leiden viele Menschen unter mangelnden sozialen Verbindungen und an Einsamkeit, insbesondere Senior:innen, aber auch Jugendliche. Laut Bundesfamilienministerium gaben in einem  Sozio-Ökonomischen Panel (SOEP) 2021 rund 42 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen an, sich einsam zu fühlen. In den Jahren 2013 und 2017 waren es „nur“ rund 14 Prozent. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die stetig steigenden Zahlen an Demenz-Erkrankungen auch mit diesem Faktor in Relation stehen – und wir als Gesellschaft gefordert sind, dem aktiv entgegenzuwirken.

Quelle:

https://neurosciencenews.com/social-connections-longevity-dementia-23142/

Zahlen in Deutschland:

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/strategie-gegen-einsamkeit