Omega-3-Fettsäuren können zur Alzheimer-Prävention Erkrankungs-Risiko um 65 Prozent reduzieren

Das Risiko, an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz zu erkranken, steigt seit Jahren kontinuierlich. Waren Demenz-Erkrankungen früher als reine Alterskrankheiten angesehen, trifft es heute schon weitaus jüngere Menschen – zurzeit sollen es Schätzungen zufolge rund 100.000 Betroffene allein in Deutschland sein, die unter 65 Jahren an einer Demenz erkranken.

Grund genug, dass die Wissenschaft sich neben der Erforschung wirksamer Therapien jetzt auch intensiver mit der Prävention beschäftigt. Bessere Kenntnisse zu den Aspekten eines gesünderen und achtsameren Lebensstils sollen dazu beitragen, dass die Menschen auch selbst aktiv etwas tun können, um Alzheimer und Demenz vorzubeugen.

Eine jetzt auch endgültig wissenschaftlich nachgewiesene Möglichkeit der Prävention zu Alzheimer und Demenz findet sich in unserer Nahrung bzw. in komprimierter Form in Nahrungsergänzungsmitteln (NEMs): Dabei handelt es sich um die mehrfach ungesättigten Fettsäuren Omega-3.

Omega-3-Fettsäuren, eine Art mehrfach ungesättigter Fette, werden schon seit geraumer Zeit als mögliche präventive Mittel gegen Herzerkrankungen und neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer und Demenz diskutiert.

Aktuelle Studien zeigen nun, dass durch die tägliche Einnahme von über 1 Gramm Omega-3 das Risiko für Alzheimer um beeindruckende 65 Prozent reduziert werden kann. Eine umfangreiche Meta-Analyse von 48 Langzeitstudien hat zudem gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren das Risiko von Demenz und kognitivem Verfall um bis zu 20 Prozent verringern können.

Omega-3 schützt und hält das Gehirn in Schwung

Was ist Omega 3 und warum so gesund - Alzheimer DeutschlandOmega-3-Fettsäuren sind langkettige, mehrfach ungesättigte Kohlenwasserstoffe, die an einem Ende eine Carboxylgruppe (-COOH) und am anderen eine Methylgruppe (-CH₃) aufweisen. Der Begriff „Omega-3“ verweist darauf, dass die erste Doppelbindung vom Methylende beginnend an der dritten Kohlenstoff-Position zu finden ist.

Vereinfacht gesagt, ist Omega-3 eine gesunde Art von Fett, die unser Organismus zu seiner optimalen Funktion in ausreichender Menge benötigt. Omega-3-Fettsäuren sind essenziell für viele Körperfunktionen, darunter die Zellmembranbildung, Signalmolekülproduktion und Entzündungskontrolle. Obwohl viele Studien ihre gesundheitlichen Vorteile schon oft betont hatten, fehlte bisher eine umfassende Meta-Analyse.

Diese Meta-Analyse liegt jetzt vor: Forschende der Universität Qingdao in China untersuchten die langfristigen Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren und dem Erkrankungsrisiko an Alzheimer, Demenz und anderen kognitiven Störungen. Die Resultate dieser Meta-Analyse wurden kürzlich im „The American Journal of Clinical Nutrition“ publiziert.

Meta-Analyse bestätigt: Omega-3 reduziert das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, um rund 65 Prozent

Bisherige Studien brachten Omega-3-Fettsäuren bereits mit Demenzrisiken in Zusammenhang. Die Forscher:innen zielten darauf ab, auch die langfristigen Zusammenhänge der Omega-3-Aufnahme, gemessen als Blutbiomarker, mit dem Risiko für Alzheimer, Demenz und andere kognitive Störungen zu untersuchen.

Dazu analysierten die Wissenschaftler:innen Längsschnittdaten von 1.135 Teilnehmer:innen mit einem Durchschnittsalter von 73 Jahren, die nicht an Demenz litten. Für die Untersuchung nutzten sie Daten der Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative (ADNI), um den Zusammenhang zwischen Omega-3-Fettsäure-Supplementierung, Blutbiomarkern und dem Auftreten von Alzheimer während einer 6-jährigen Nachbeobachtungszeit zu erfassen.

Zusätzlich wurde eine Metaanalyse bestehender Kohortenstudien durchgeführt, um die langfristigen Zusammenhänge zwischen der Nahrungsaufnahme von Omega-3 und den peripheren Markern in Bezug auf Demenz und kognitiven Verfall zu untersuchen. Die Untersuchungen zur kausalen Dosis-Wirkungs-Beziehung erfolgten mithilfe des robusten Fehler-Meta-Regressionsmodells.

Laut der Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative (ADNI) zeigte die Gruppe der Langzeitanwender von Omega-3-Fettsäure-Nahrungsergänzungsmitteln eine Risikoreduktion von etwa 65 Prozent für Alzheimer-Demenz (Hazard Ratio: 0,36; 95 %-Konfidenzintervall: 0,18-0,72; P = 0,004).

Auch anderen Formen der Demenz und kognitiver Beeinträchtigungen mit Omega-3 vorbeugen

Die Analyse von 48 Längsschnittstudien mit insgesamt 103.651 Teilnehmer:innen ergab zudem eine mittlere bis hohe Evidenz dafür, dass eine tägliche Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren durch die Nahrung das Risiko für Demenz oder kognitiven Verfall um rund 20 Prozent verringert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine dauerhafte Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren das Risiko für Alzheimer-Demenz und andere kognitive Störungen erheblich mindern kann.

Was ist Omega-3 genau und warum sind die essenziellen Fettsäuren so gesund?

Omega-3-Fettsäuren sind essenzielle, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die für viele Körperfunktionen wichtig sind. Da der menschliche Körper sie nicht selbst produzieren kann, müssen sie über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden.

Die drei Haupttypen der Omega-3-Fettsäuren, die in der menschlichen Ernährung am wichtigsten sind, sind Docosahexaensäure (DHA), Eicosapentaensäure (EPA) und Alpha-Linolensäure (ALA). Bei Alzheimer-Patient:innen ist die Konzentration von Omega-3 in Blut und Gehirn deutlich niedriger als bei gesunden Menschen. Dabei benötigt das Gehirn benötigt besonders viel Omega-3: Es bildet bis zu 60 Prozent der Wände unserer Nervenzellen.


DHA – Schutz vor Alzheimer und kognitiven Einbußen

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DHA – Docosahexaensäure (docosahexaenoic acid)

Vor allem die Docosahexaensäure (DHA) ist es, die für den Schutz vor Alzheimer und Demenz verantwortlich ist: Sie macht bis zu 97 Prozent der Omega-3-Fettsäuren in unserem Gehirn aus. Daher spielt DHA eine zentrale Rolle für kognitive Funktionen, Lernfähigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und viele andere neurologische Prozesse, die unsere geistige Leistungsfähigkeit prägen. DHA soll zudem dazu beitragen, die Beta-Amyloid-Produktion im Gehirn zu senken, da die Wissenschaft davon ausgeht, dass es vor allem diese Protein-Verklumpungen sind, die für Alzheimer und Demenzerkrankungen hauptverantwortlich sind.

EPA – ein Baustein für das seelische Gleichgewicht

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EPA – Eicosapentaensäure (eicosapentaenoic acid)

Aber auch die Eicosapentaensäure (EPA) ist von Relevanz, denn jüngste Forschungsergebnisse unterstreichen besonders die Rolle von EPA bei der Unterstützung positiver Gefühle. Da auch die Zahl depressiver Erkrankungen massiv ansteigt und Menschen mit Depressionen ein höheres Risiko haben, an Alzheimer und Demenz zu erkranken, sollte man EPA eine gleichermaßen hohe Bedeutung zusprechen.  Auch bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder nach einem Schädel-Hirn-Trauma wird mittlerweile ein erhöhter EPA-Gehalt im Blut empfohlen.

ALA – essenziell für zahlreiche Funktionen des Organismus

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ALA – Alpha-Linolensäure (alpha-linolenic acid)

Die Alpha-Linolensäure (ALA) schließlich ist unter den Haupt-Omega-3-Fettsäuren diejenige, aus der der Körper EPA und DHA synthetisieren kann. ALA kann unter anderem den Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterinspiegel senken und fördert die Lebergesundheit, indem sie bei der Entgiftung hilft. Zusätzlich schützt sie die Leber vor oxidativem Stress und verhindert die Verfettung, die oft als Folge von Diabetes auftritt. Diabetes wiederum gehört ebenfalls zu den Hauptrisikofaktoren, an Alzheimer oder Demenz zu erkranken (siehe hierzu: https://www.alzheimer-deutschland.de/ueber-alzheimer-demenz/demenz-erkennen-vorbeugen ).


Omega-3 Quellen in der täglichen Ernährung

Omega 3 - Quellen in der Ernährung - Alzheimer-Demenz Deutschland
Omega 3 in der Ernährung – Symbolbild

Fetter Seefisch wie Makrele, Hering und Lachs ist reich an Omega-3-Fettsäuren. Geringere Mengen an Omega-3 enthalten die weniger fetthaltigen Seefische Kabeljau, Seehecht, Scholle und Rotbarsch sowie Süßwasserfische wie Forelle und Karpfen. Daher sollte man ein bis zwei Mal pro Woche solchen Fisch essen. Dabei gilt allerdings zu beachten, dass viele dieser Fische mit Quecksilber belastet sein können.

Für die essenzielle Omega-3-Fettsäure ALA sind pflanzliche Lebensmittel besonders wertvoll. Vor allem Lein-, Walnuss- und Rapsöl sind reich an dieser entzündungshemmenden Fettsäure. Auch durch den Verzehr von Leinsamen und Walnüssen lässt sich die Zufuhr von Omega-3 steigern.

Beachten muss man allerdings, dass die Art von Omega-3, die in pflanzlichen Quellen vorkommt (hauptsächlich ALA), vom Körper erst in die aktiveren Formen EPA und DHA umgewandelt werden muss, die direkt in Fischölen vorkommen. Der Umwandlungsprozess ist nicht besonders effizient. Daher könnte es für manche Menschen, insbesondere Veganer, sinnvoll sein, über spezifische Nahrungsergänzungsmittel nachzudenken, um sicherzustellen, dass sie genügend Omega-3 erhalten.

Quellen:

B.-Z. Wei, L. Li, C.-W. Dong et al, The Relationship of Omega-3 Fatty Acids with Dementia and Cognitive Decline: Evidence from Prospective Cohort Studies of Supplementation, Dietary Intake and Blood Markers, American Journal of Clinical Nutrition 2023; 117: 1096-1109

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0002916523463204