
Was die neuen Alzheimer-Antikörper wirklich leisten – und warum ein Blick auf alle Therapieoptionen wichtig bleibt
Viele Alzheimer-Betroffene, ihre Angehörigen – und nicht zuletzt viele Fachärzte – setzen große Hoffnungen in die neuen monoklonalen Antikörper Lecanemab und Donanemab zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit. Erstmals gibt es mit diesen pharmakologische Medikamente, die direkt an einem pathologischen Prozess der Alzheimer-Erkrankung ansetzen sollen. In den Medien ist dazu vieles berichtet worden, was die Hoffnung der Patienten auf den lang ersehnten Durchbruch in der (medikamentösen) Alzheimer-Therapie schürte. Die mediale Berichterstattung konnte dabei jedoch naturgemäß nicht immer die ganze wissenschaftliche Komplexität hinter diesen Therapien abbilden.
Doch wie der neue, hochinformative Beitrag des Medizinjournalisten und Biologen Dr. Christian Weymayr zeigt, ist die Lage in der Realität deutlich weniger eindeutig.
Sein Kommentar: „Alzheimer-Antikörper: Eine echte Plaquerei“ auf dem medizinischen Informations-Kanal DocCheck gehört daher zu besten öffentlichen Einordnungen, die aktuell im Internet zu finden sind: sachlich, neutral, verständlich und streng wissenschaftlich recherchiert (den Link zu Dr. Weymayr‘s Artikel finden Sie am Ende dieses Beitrags.).
Was Lecanemab und Donanemab können – und was nicht
Fakt ist: Die beiden neuen Präparate bauen Amyloid-Plaques (siehe hierzu auch: Amyloid-Hypothese) im Gehirn tatsächlich ab. Doch auch sie stellen, wie die Datenlage zeigt, noch keine wirkliche Wende dar, denn der klinische Nutzen bleibt deutlich begrenzt: Die Zulassungsstudien zeigen keine Heilung, keine Umkehr der Erkrankung und auch nur eine geringfügige Verlangsamung des kognitiven Abbaus. Diese Effekte liegen – und dies wird eben kaum kommuniziert – allerdings deutlich unterhalb der Schwelle zur klinischen Relevanz und sind für die Patienten kaum oder gar nicht spürbar.
Hinzu kommen etliche und erhebliche Hürden: eine aufwendige Diagnostik (MRT, PET, Lumbalpunktion, ApoE4-Testung), ein engmaschiges MRT-Monitoring, mehrere Infusionstermine im Zwei- oder Vierwochenrhythmus, extrem hohe Kosten (allein das Medikament kostet € 26.500,– – je Patient und Jahr, wohlgemerkt), weiterhin das Risiko von ARIA-Ödemen und Mikroblutungen. Nur ein winziger Bruchteil der Alzheimer-Patienten ist daher für die Behandlung überhaupt geeignet.
Alzheimer-Therapie TPS: Und wo steht die Transkranielle Pulsstimulation?
Was hingegen immer noch zu wenig bekannt ist: Parallel zu den Antikörpern existiert mit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) längst eine ganz andere therapeutische Option, deren Wirksamkeit in Studien und im klinischen Alltag zunehmend gut belegt ist und die in immer mehr Kliniken und Facharztpraxen eingesetzt wird.
Anders als die hochselektiv biochemisch wirkenden Antikörper setzt die TPS-Therapie an den elektrischen Eigenschaften der Nervenzellen an – einem grundlegenden Prinzip der Neurobiologie, denn Neuronen kommunizieren über Spannungsänderungen, Oszillationen und Netzwerkaktivität. Die kurzen, fokussierten Stoßwellen-Impulse der TPS regen über Mechanotransduktion zelluläre und synaptische Prozesse an, fördern die Neuroplastizität (siehe hierzu auch: Neuroplastizität) und verbessern nachweislich die Funktion neuronaler Netzwerke.
Dadurch lässt sich bei vielen Patienten der Krankheitsprozess deutlich verlangsamen oder gar stabilisieren, teils mit spürbaren Verbesserungen der kognitiven Fähigkeiten. Die TPS-Methode ist ambulant, nahezu schmerzfrei, zeigt kaum Nebenwirkungen und erfordert keine invasive Diagnostik.
Dass sie dennoch weit weniger öffentliche Aufmerksamkeit erhält als Lecanemab und Donanemab, dürfte weniger an der Evidenz liegen als an der heute noch tradierten Gleichsetzung von „Therapie“ mit „Medikament“.
Zeit für Ansätze auf verschiedenen Ebenen – im Interesse der Patienten und der Gesellschaft
Tatsächlich zeigt sich an der aktuellen Debatte mittlerweile sehr deutlich, dass die Neurologie an einem Wendepunkt steht. Moderne Therapien müssen nicht mehr zwangsläufig pharmakologisch sein – sie können ebenso gut an den elektrischen und mechanischen Eigenschaften von Nervenzellen ansetzen, wie es neuromodulatorische Verfahren schon heute tun.
Methoden wie die TPS, aber auch rTMS (repetitive transkranielle Magnetstimulation zur Behandlung von Depressionen) oder andere Formen der Hirnstimulation (siehe hierzu auch: Nicht-invasive Hirnstimulation), nutzen allesamt neurobiologische Prinzipien, die für das Funktionieren unserer Nervenzellen essenziell sind und eröffnen damit eine neue therapeutische Dimension, die jedenfalls in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Doch schon heute sind Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt, Tendenz stark steigend.
Ein Umdenken hin zu einem breiteren Therapieverständnis wäre daher schon jetzt im Interesse der Patienten – und, ebenso wichtig – im Sinne eines Gesundheitssystems, das längst vor enormen Herausforderungen steht.
Wer sich einen klaren, neutralen und hervorragend recherchierten Überblick über die aktuelle Antikörper-Diskussion verschaffen möchte, dem sei der ausführliche DocCheck-Beitrag von Dr. Christian Weymayr ausdrücklich empfohlen – er setzt genau dort an, wo die öffentliche Debatte oft zu kurz greift und liefert die notwendige Grundlage für objektive Information:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/52211-alzheimer-antikoerper-eine-echte-plaquerei

