Stoßwellen-Therapie TPS als vielversprechende Behandlungsmethode bei Alzheimer-Demenz

Die Zukunft der Alzheimer-Therapien wird in zunehmenden Maße auch die Möglichkeiten physikalischer Behandlungsmethoden umfassen. Nicht-invasive Hirnstimulations-Verfahren (NIBS) wie die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) stehen zunehmend im Fokus der Wissenschaft und zeigen dank expansiver Studienlage ihr hohes Potential immer deutlicher.

Zwischenzeitlich zeigen rund 50 publizierte klinische Studien, Untersuchungen und wissenschaftliche Arbeiten, dass das Stoßwellen-Verfahren Transkranielle Pulsstimulation (TPS) in seiner Wirksamkeit, Sicherheit für die Patienten und vor allem auch in seiner weitestgehenden Nebenwirkungslosigkeit eine neue Etappe in der Behandlung von Alzheimer-Demenz und anderen neurodegenerativen bzw. neurophysiologischen Erkrankungen darstellen kann.

Neue Studie zur TPS: Stoßwellen-Therapie zeigt positive Wirkung

Dieses intensive internationale Forschungsaufkommen zeigt, welches hoffnungsvolle Potential Wissenschaftler in dem nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren TPS sehen, das für Alzheimer-Patienten eine wirksame und vor allem sichere Behandlungsmethode darstellen kann. Zu diesem Schluss kommt nun auch eine neue explorative Studie unter der Leitung des renommierten Neurologen Prof. Lars Wojtecki, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU), der mit seinem Team am Hospital zum Heiligen Geist in Kempen auf dem Gebiet der Neuromodulation zu verschiedenen Hirnstimulations-Methoden, darunter auch zur TPS, forscht.

Prof. Wojtecki, der unter anderem Vorstand der „Arbeitsgemeinschaft Tiefe Hirnstimulation“ unter dem Dachverband der „Deutschen Gesellschaft für Neurologie“ (DGN) ist und der der „Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie“ (DGNC) sowie den Scientific Panels und dem Education Committee der „European Academy of Neurology“ (EAN) angehört, hat mit seinem Team die Wirksamkeit und Sicherheit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) untersucht. Die Studie wurde Ende Juli 2024 publiziert.

Verbesserung der Gehirnfunktion und Verringerung der Krankheitssymptome nach nur einer TPS-Sitzung

Das Ergebnis der Studie: Bereits nach einer einzigen TPS-Sitzung zeigte sich eine Verbesserung der Gehirnfunktion sowie eine Verringerung der Krankheitssymptome, darunter auch depressive Gefühle. Dies gilt für Patienten mit verschiedenen Schweregraden der Alzheimer-Erkrankung – von leicht bis schwer. Die Behandlung könnte daher nicht nur den Patienten, sondern auch deren Familien helfen, indem sie die Lebensqualität verbessert, so das Fazit der Forscher.

Die Patienten erhielten jeweils eine einzige TPS-Sitzung, bei der die Stoßwellen gezielt auf bestimmte Hirnregionen wie den Precuneus, die Stirnlappen und die Schläfenlappen angewendet wurden. Durch EEG-Messungen vor und nach der Behandlung konnten die Wissenschaftler die Veränderungen der Gehirnaktivität messen und analysieren.

 Die Resultate zeigen, dass die TPS-Behandlung die Aktivität in bestimmten Gehirnbereichen deutlich steigern konnte. Vor allem in den Regionen, die für Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Entscheidungsfindung zuständig sind, gab es positive Veränderungen. Darüber hinaus konnte eine verbesserte Synchronisation zwischen verschiedenen Gehirnregionen festgestellt werden, was auf eine bessere Kommunikation zwischen diesen Bereichen hindeutet. Diese Ergebnisse deuten klar darauf hin, dass TPS kognitive Funktionen wie Gedächtnis und Aufmerksamkeit unterstützen kann.

TPS als zukunftsträchtige Therapieoption bei Alzheimer-Demenz

Auch wenn diese Studie nur eine einzelne TPS-Behandlung untersucht hat, liefern die positiven Ergebnisse abermals wichtige Hinweise darauf, dass die TPS langfristig eine wirksame Methode zur Unterstützung von Alzheimer-Patienten sein kann, die zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls als additive Ergänzung zu den derzeitigen Standard-Therapien eingesetzt werden sollte. Dies gilt auch im Hinblick darauf, dass die derzeitigen pharmakologischen Behandlungsoptionen wie Cholinesterasehemmer oder NMDA-Rezeptor-Antagonisten allein nur begrenzte Erfolge zeigen, so die Forscher.

Nicht-invasive Hirnstimulation (NIBS) auf dem Weg zur Etablierung

Ganz generell spielen moderne nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren, kurz: NIBS, eine zunehmend wichtige Rolle bei der Behandlung von psychischen und neurologischen Erkrankungen. Sie läuten als physikalische Therapien eine grundlegende Zeitenwende ein, die die Möglichkeiten der Chemie (Medikamente) und der Physik (Elektrizität, Elektromagnetismus, Stoßwellen) miteinander verbindet. Dies ist auch nur konsequent, denn Zellen agieren sowohl auf biochemischen als auch auf elektrischem Wege und physikalische Therapien füllen somit ein bisheriges „missing link“.

Mittlerweile wurden bereits die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) bei schweren Depressionen, Schizophrenie und bipolaren Störungen oder die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) zur Behandlung therapieresistenter Depressionen in die offiziellen Leitlinien aufgenommen. Leider bedeutet dies aber auch bei diesen Verfahren nicht, dass die gesetzlichen Krankenkassen diese Therapiekosten bereits übernehmen, da medizinische Evidenz nicht automatisch Kostenübernahme bedeutet.

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS), von der bereits über 15.000 Patienten profitieren konnten und die mittlerweile in rund 43 Ländern in der Praxis eingesetzt wird, wird weiterhin intensiv erforscht und könnte sich bei entsprechender Studienlage in naher Zukunft ebenfalls in die Leitlinien-Medizin einreihen.

Link zur Studie:

https://link.springer.com/article/10.1007/s11357-024-01305-x

Weitere Informationen zu Prof. Lars Wojtecki:

http://www.larswojtecki.de/Lars_Wojtecki