Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) überzeugt mit wissenschaftlichen Fortschritten und wachsender Anerkennung

Vor erst vier Jahren, Ende 2020, wurde ein bedeutender Fortschritt in der Behandlung der Alzheimer-Demenz erzielt: Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) – das weltweit erste nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren, das mit niedrigenergetischen Stoßwellen arbeitet – fand nach Jahrzehnten der Forschung und Entwicklung ihren Weg in die ersten Kliniken und Praxen.

Seither hat sich die TPS-Therapie in einem für die Medizin bemerkenswert schnellen Tempo verbreitet: Sie wird mittlerweile in rund 45 Ländern eingesetzt, tausende Patienten konnten von der Behandlung profitieren, und die kontinuierlich wachsende wissenschaftliche Validierung stellt das ambulante Verfahren immer stärker in den Fokus. Die verschiedenen Varianten der nicht-invasive Hirnstimulation (Non-Invasive Brain Stimulation, kurz NIBS) markieren ohnehin eine neue Ära in der Therapie neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen – und die TPS nahm dabei auch im Jahr 2024 eine maßgebliche Rolle ein.

Transkranielle Pulsstimulation (TPS): Wissenschaft in Bewegung

Auch im Jahr 2024 befanden (und befinden sich weiterhin) zahlreiche klinische Studien – darunter auch placebo-kontrollierte Untersuchungen – in Arbeit. Neben der weiteren Grundlagenforschung sind diese Studien darauf ausgelegt, die bisher vorliegenden Ergebnisse weiter zu validieren und die TPS auf ihrem Weg zur evidenzbasierten Therapie zu unterstützen.

So waren die Fortschritte waren auch 2024 bemerkenswert: Neben erneuten Bestätigungen der Wirksamkeit wurde insbesondere die Sicherheit der TPS für die Patienten erneut hervorgehoben. In Fachkreisen wird mittlerweile zunehmend anerkannt, dass die TPS nicht nur eine effektive Methode zur Behandlung der Alzheimer-Demenz darstellt, sondern auch durch ihre nahezu vollständige Nebenwirkungsfreiheit (klinisch nicht relevante Nebenwirkungen) neue Maßstäbe setzt. Diese Eigenschaften machen sie zu einer der patientenfreundlichsten nicht-invasiven Hirnstimulationsmethoden, die derzeit verfügbar sind.

TPS-Forschung in Deutschland bietet neue Erkenntnisse und erweitertes Datenaufkommen

Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Ulrich Sprick etwa hat das Neurostimulationszentrum am Alexius/Josef Krankenhaus in Neuss seine Forschung zur nicht-invasiven Hirnstimulation weiter ausgebaut. Im Oktober 2024 richtete das Zentrum das weltweit erste Symposium zur TPS aus, das Wissenschaftler und Mediziner aus der ganzen Welt anzog. Zudem wurde die Anwendungsbeobachtung der Neusser Arbeitsgruppe zur TPS auch im renommierten Deutschen Ärzteblatt besprochen, was das immer besser erkannte Potenzial dieser Therapieform unterstreicht1.

Das Klinikum Wahrendorff in Sehnde, Europas größte Fachklinik für psychiatrische Erkrankungen, präsentierte unter der Leitung seines Ärztlichen Direktors Prof. Marc Ziegenbein neueste Forschungsergebnisse zur Transkraniellen Pulsstimulation auf renommierten internationalen Kongressen. Die Ergebnisse der laufenden klinischen Studie zur TPS bei Alzheimer wurden unter anderem auf der Jahrestagung der American Psychiatric Association (APA) in New York und dem Weltkongress für Neuropsychopharmakologie (CINP) in Tokyo vorgestellt. Auch die Arbeiten des Klinikums Wahrendorff zeigen, dass die TPS dazu beitragen kann, kognitive Fähigkeiten zu stabilisieren und depressive Symptome bei Alzheimer-Demenz zu lindern2.

Auch Prof. Dr. med. Lars Wojtecki, Chefarzt der Neurologie und Ärztlicher Direktor am Hospital zum Heiligen Geist in Kempen, hat mit seiner Arbeitsgruppe an der Universität Düsseldorf eine weltweit wegweisende Studie veröffentlicht. Diese untersucht erstmals die Auswirkungen der TPS auf das elektrische Netzwerk des Gehirns von Alzheimer-Patienten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass TPS nicht nur die Durchblutung verbessert, sondern auch die elektrische Aktivität des Gehirns moduliert, was zu Verbesserungen der kognitiven Funktionen führen kann3.

Mechanotransduktion: Das Wirkprinzip der Stoßwellen-Medizin

Überhaupt zeigen sich in der Wissenschaft immer neue Erkenntnisse zur sogenannten „Mechanotransduktion“, wie das Wirkprinzip der Stoßwellen bezeichnet wird und auf der die TPS basiert. Bei der Mechanotransduktion handelt es sich um die Umwandlung physikalischer Impulse – wie denen der Stoßwellen – in zelluläre Prozesse, die maßgeblich für die positiven Effekte auf den Zellstoffwechsel und den Zellzyklus verantwortlich sind. Zu diesen Prozessen zählen die Migration und Differenzierung von Stammzellen, die Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) sowie die Aktivierung von Wachstumsfaktoren wie VEGF und BDNF. Diese Mechanismen fördern die Bildung neuer Blutgefäße, verbessern die Durchblutung und unterstützen die Regeneration von Nerven – siehe hierzu auch: Stoßwellen-Wirkprinzip – Mechanotransduktion

Wissenschaftliche Validierung und entsprechende Akzeptanz der TPS weitet sich aus

Die zahlreichen Studien zur Transkraniellen Pulsstimulation (TPS), die in den vergangenen Jahren publiziert wurden, bilden eine immer solider werdende Grundlage. Die aktuellen Studien, die auch international an renommierten Universitäten durchgeführt werden, sollen nicht nur die langfristige Wirksamkeit der TPS weiter untermauern, sondern künftig auch die standardisierte Anwendung in der klinischen Praxis erleichtern, was auch relevant für eine mögliche zukünftige Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist.

Dies führt zum Stichwort „Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen“, das für Betroffene natürlich ein großes Thema ist: Denn ür Patienten und deren Angehörige, die bis zum Krankheitsfall in der Regel nicht viel mit den vor allem bürokratischen Regularien des medizinischen Betriebs zu tun hatten,  führt dieses Thema häufig zu Verständnishürden und wird oft falsch interpretiert.

Warum die Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen nichts über die Wirksamkeit einer neuen Therapie aussagt: Das Beispiel rTMS

Viele Menschen glauben: „Wenn die gesetzliche Krankenkasse eine Behandlung nicht bezahlt, dann kann diese Behandlung auch nicht wirksam sein.“ Doch das ist ein großer Irrtum, der leider oft für Verwirrung sorgt.

Um hier ein wenig Klärung zu schaffen, nehmen wir die repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) als Beispiel, die ebenfalls zur Gruppe der nicht-invasiven Hirnstimulations-Verfahren (NIBS) gehört und bereits seit den späten 1980er Jahren untersucht wird.

Erst letztes Jahr, also über 40 Jahre (!) und hunderte Studien später, wurde dank des Einsatzes vieler Wissenschaftler endgültig akzeptiert, dass diese Therapie nachweislich und sicher bei therapieresistenter Depression helfen kann – eingesetzt wird sie freilich schon seit vielen Jahren in Kliniken und Praxen. Dementsprechend wurde sie im Jahr 2023  in die sogenannte  S3-Leitlinie zur Behandlung unipolarer Depressionen aufgenommen (die S3-Leitlinie ist die höchste Stufe der medizinischen Leitlinien in Deutschland und bietet evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für Ärzte, die auf einer systematischen Auswertung aktueller wissenschaftlicher Studien und einem Konsens von Experten basieren). Diese Leitlinie empfiehlt den Einsatz der rTMS bei Patienten also definitiv.

Aber trotz dieser „Höchst-Empfehlung“ übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in Deutschland die Kosten für eine rTMS-Behandlung derzeit immer noch nicht. Wieso ist das so? In erster Linie liegt dies an der Bürokratie: Neue Behandlungsmethoden müssen in Deutschland ein vielschichtiges, vor allem auch ökonomisches Bewertungsverfahren durchlaufen, um in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen zu werden, was nichts mit einer Wirksamkeit oder Nicht-Wirksamkeit zu tun hat. Dieser Prozess kann Jahre dauern!

Hürde „Standardisierung“: NIBS sind Vorreiter in der personalisierten Medizin

Eine große Hürde stellt zudem die vom System (noch) geforderte „Standardisierung“ dar. Dies bedeutet: Für eine generelle Kostenübernahme soll eine Therapie gemäß bürokratischer Reglements so gestaltet sein, dass sie überall und bei jedem Patienten nach einheitlichen Regeln angewendet werden kann. Vereinfacht am Beispiel Medikation ausgedrückt: Alle Patienten sollen „3 x täglich eine Tablette nehmen“.

Bei Verfahren wie der rTMS (oder eben auch der TPS) ist eine Standardisierung aber nicht immer möglich und auch nicht gewünscht, da diese Therapien zwar auch bestimmten Protokollen folgen, aber häufig individuell eingesetzt werden (müssen). So werden etwa die Anzahl und die Intervalle der Behandlungen beim jeweiligen Patienten je nach seinem Gesundheitszustand und möglichen anderen Parallel-Erkrankungen angewandt und nicht nach „Schema F“ – damit greifen die NIBS übrigens bereits in einen weiteren Wandel ein, nämlich den neuen Wegen hin zur personalisierten Medizin, die generell unsere medizinische Zukunft beschreiben.

Dennoch werden die nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren wie die rTMS und auch die TPS, irgendwann jedenfalls, mit ihrem wachsendem wissenschaftlichen Fundament und ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit ihren Platz im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen finden. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Behandlungskosten dieser Methoden sind überschaubar, insbesondere im Vergleich zu den finanziellen Belastungen, die durch die steigenden Prävalenzzahlen von Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson auf die Gesundheitssysteme zukommen. Angesichts der wachsenden Zahl an Patienten stehen die Gesundheitssysteme weltweit bereits unter Druck, und der Bedarf an kosteneffizienten, wirksamen Therapieoptionen ist dringender denn je.

Private Krankenversicherungen als Vorreiter bei der TPS-Kostenübernahme

Erfreulicherweise übernehmen private Krankenversicherungen (PKVs) in Deutschland zunehmend die Kosten für die Transkranielle Pulsstimulation. Die PKVs haben die Flexibilität, innovative Behandlungsmethoden schneller in ihre Leistungen aufzunehmen, da sie unabhängig von politischen Vorgaben agieren und individuelle Prüfungen zur Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit durchführen.

Im Gegensatz zu den gesetzlich geregelten Leistungen der GKV können PKVs so als privatwirtschaftliche Unternehmen schneller auf medizinische Innovationen reagieren. Das ermöglicht Versicherten den Zugang zu fortschrittlichen Therapien wie der TPS und zeigt, wie wichtig die Stoßwellen-Therapie als moderne Behandlungsoption geworden ist, was ihre Position im Gesundheitssystem weiter stärkt (siehe hierzu auch: TPS-Kostenübernahme durch Krankenkassen)

TPS 2024: Hoffnung durch Innovation und ein besseres Verständnis für physikalische Therapien

Das Jahr 2024 hat erneut gezeigt, dass die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) auf einem beständigen Weg zur Evidenz ist. Besonders hervorzuheben ist die rasch voranschreitende wissenschaftliche Forschung nicht nur zur Alzheimer-Demenz, sondern auch zu weiteren Indikationen wie Morbus Parkinson, Autismus, ADHS und Long-Covid. Diese Entwicklungen unterstreichen das Potenzial der TPS, eine bedeutende Rolle im Spektrum moderner Therapiemöglichkeiten einzunehmen.

Es ist erfreulich, dass immer mehr Patienten weltweit Zugang zu dieser innovativen Therapie erhalten. Mit der wachsenden Information und einem breiteren Verständnis für physikalische Therapien, die sich zunehmend als Ergänzung und Erweiterung zu medikamentösen Ansätzen etablieren, vollzieht sich ein Umdenken in der Medizin. Diese neuen Ansätze sind geeignet, Krankheiten wie die Alzheimer-Demenz ihren Schrecken zu nehmen. Zwar kann auch die TPS Alzheimer nicht heilen, da man bis heute nicht weiß, wie diese Krankheit tatsächlich entsteht. Aber sie trägt dazu bei, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen nachhaltig zu verbessern.

Wir blicken dementsprechend optimistisch in das Jahr 2025, das weitere Erkenntisse zur Transkraniellen Pulsstimulation bringen wird und hoffen, dass die Menschen mehr und mehr über Funktion, Nutzen und Möglichkeiten der TPS und der NIBS – auch vonseiten der Fachwelt und den Medien – informiert werden.

Übersicht zur TPS-Forschung bei Alzheimer-Demenz:

https://www.alzheimer-deutschland.de/ueber-tps/transkranielle-pulsstimulation-tps-studien

Weitere Forschung zur TPS:

https://www.alzheimer-deutschland.de/ueber-tps/transkranielle-pulsstimulation-tps-weitere-forschung

1 Mehr zur Arbeit von Prof. Sprick und Team:

https://www.psychiatrie-neuss.de/expertise/neurostimulationszentrum/transkranielle-pulsstimulation

Artikel im Deutschen Ärzteblatt:

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/152567/Moeglicher-Benefit-einer-transkraniellen-Pulsstimulation-bei-Alzheimer

Publikation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN):

https://dgn.org/artikel/transkranielle-pulsstimulation-konnte-kognition-bei-alzheimer-demenz-verbessern

2 Weitere Informationen zur TPS-Forschung am Klinikum Wahrendorff:

https://www.wahrendorff.de/new-york-sehnde-tokyo-neue-forschungsergebnisse-zur-alzheimer-behandlung

3 Mehr zur TPS-Forschung von Prof. Lars Wojtecki und Team:

https://www.artemed.de/aktuelles/detailansicht/erste-studie-zur-veraenderung-des-elektrischen-hirnnetzwerks-nach-pulswellenstimulation-bei-alzheimer-1

Aktuelles Video von Prof. Sprick und Team zur praktischen Behandlung mit der TPS –  Einblicke in die Transkranielle Pulsstimulation (TPS):

https://youtu.be/Zg-NJJjmfsI