Neuer Protokollartikel dokumentiert das Therapieverfahren TPS bei Alzheimer-Demenz im Detail – und zeigt, wie Wissenschaft konkret helfen kann
Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) entwickelt sich zu einem der aktuell vielversprechendsten therapeutischen Ansätze im Umgang mit Alzheimer-Demenz – gerade, weil sie nicht-invasiv ist, gut vertragen wird und das Potenzial besitzt, kognitive Symptome spürbar zu lindern. Immer mehr neurologische und psychiatrische Kliniken und Zentren greifen zum Stoßwellen-Verfahren TPS – denn die wissenschaftliche Datenlage wächst stetig, und die praktischen Erfahrungen mit Patienten bestätigen, was in Studien bereits sichtbar wurde: TPS kann sanft und präzise angewendet werden und Betroffenen zu neuer Lebensqualität verhelfen.
Da die Zahl an Demenzen Erkrankter rasant steigt, Pflege-Fachkräfte fehlen und klassische Medikamente bislang nur begrenzten Nutzen zeigen, wird die Suche nach wirksamen und sicheren Alternativen immer dringlicher. Die TPS kommt dabei zur rechten Zeit – nicht als Ersatz für medikamentöse Behandlungen, aber als wertvolle Ergänzung. Und während Studien den Nutzen der TPS immer eindrücklicher belegen, zeigt eine neue Veröffentlichung auch für unsere Leser erstmals im Detail, wie die TPS-Therapie eigentlich konkret durchgeführt wird. Für alle, die verstehen wollen, was bei einer TPS-Anwendung im Behandlungszimmer geschieht, ist dieser neue Protokollartikel höchst aufschlussreich.
Was ist ein Protokollartikel – und warum ist das wichtig?
Keine klassische Studie, keine neue Wirksamkeitsanalyse – und doch hochrelevant: Der nun veröffentlichte Artikel im Fachjournal JoVE („Journal of Visualized Experiments“) ist ein sogenannter Protokollartikel. Das bedeutet: Hier geht es nicht um eine neue klinische Studie, sondern um eine detaillierte Beschreibung des genauen Behandlungsverfahrens – also darum, wie das Neuromodulations-Verfahren TPS bei Alzheimer-Patienten in der Praxis angewendet wird.
Diese Art von Veröffentlichung ist in der medizinischen Fachwelt von großer Bedeutung, da sie dient als Referenz für Ärzte dient, die das Verfahren sicher und korrekt umsetzen wollen. Und auch für informierte Patienten und Angehörige ist sie wertvoll: Denn wer verstehen will, was eigentlich im Gehirn passiert, wenn die TPS angewendet wird, bekommt hier einen klaren Einblick in die Materie.
Ein klar strukturierter Weg durch die Therapie mit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS)
Das Wissenschaftler-Team beschreibt in dem Artikel Schritt für Schritt, wie eine TPS-Behandlung durchgeführt wird: Von der Patientenauswahl und dem Einholen der Einwilligung über die neurologische Diagnostik und Bildgebung (z. B. MRT), bis hin zur präzisen neuronavigierten Anwendung der Stoßwellen der TPS – inklusive Kalibrierung, Geräteeinstellungen und Nachsorge.
Behandelt wurden in diesem Fall insgesamt elf Alzheimer-Patienten, über sechs Sitzungen innerhalb von zwei Wochen. Die Hirnareale, die gezielt stimuliert wurden, sind jene, die bei der Alzheimer-Erkrankung besonders betroffen sind – darunter der präfrontale Cortex, parietale Areale, der Precuneus und der temporale Cortex.
Die Patienten erhielten jeweils 6.000 Stoßwellen-Pulse pro Sitzung (dies dauert rund 25 – 30 Minuten) – mit individuell navigierter Anwendung über ein speziell für die Durchführung der TPS entwickeltes Gerät. Die Behandlung ist schmerzfrei und wird in entspannter Sitzposition durchgeführt.
TPS in der Praxis: Was haben die Patienten erlebt?
Der Artikel liefert auch einen Rückblick auf bereits publizierte Ergebnisse mit diesen elf Personen – also auf sogenannte unverblindete Pilotdaten. Zwar ersetzt das keine placebo-kontrollierte Studie, doch die Resultate sind bemerkenswert:
Die kognitive Leistungsfähigkeit, gemessen mit dem Alzheimer’s Disease Assessment Scale (ADAS), zeigte signifikante Verbesserungen:
- Der ADAS-Gesamtscore sank im Schnitt von 30,2 auf 25,8 Punkte (p = 0,01) – je niedriger der Wert, desto besser die Leistung.
- Der wichtige ADAS-Cog-Subscore verbesserte sich von 25,8 auf 23,3 Punkte (p = 0,04).
- Einzelne Patienten erzielten dabei besonders starke Effekte – bei einem Teilnehmer sank der Wert sogar um 15 Punkte, was einer Verbesserung von 40 % entspricht.
Auch die Stimmungslage der Teilnehmenden besserte sich:
- In der selbstberichteten Subskala für depressive Symptome sank der Wert von 0,7 auf 0,2 Punkte (p < 0,01) – ein deutlicher Rückgang bei emotionalen Belastungen.
Die Therapie wurde insgesamt sehr gut vertragen:
- Nur in 3 von 75 Sitzungen (das sind lediglich vier Prozent) traten leichte bis moderate Nebenwirkungen auf – darunter Kieferdruck (NRS 4/10), Übelkeit (NRS 7/10) und Müdigkeit (NRS 10/10).
- Alle Symptome waren kurzzeitig und klangen innerhalb von 24 Stunden folgenlos ab.
Diese Ergebnisse sind umso bemerkenswerter, da sie ohne Placeboeffekt schwer erklärbar erscheinen – und daher ein starkes Argument für die klinische Relevanz der TPS liefern.
TPS leistet Präzision durch Navigation – und eine neue Therapieebene
Besonders spannend ist die Verbindung von modernster Medizintechnik mit klassischem neurologischem Know-how: Die TPS wird, auf Basis der individuellen Hirnstruktur jedes Patienten, millimetergenau navigiert. Die Stoßwellen wirken dabei nicht nur oberflächlich, sondern auch in tiefen Hirnregionen – ein großer Vorteil gegenüber anderen Verfahren wie etwa der Transkraniellen Magnetstimulation (TMS), die vor allem oberflächliche Areale erreicht.
Prof. Dr. Lars Wojtecki und sein Team sprechen in ihrem Artikel auch von den möglichen biologischen Wirkmechanismen: Verbesserte Durchblutung, Neuroplastizität, Stimulation von Wachstumsfaktoren, vermutlich sogar die Unterstützung der glymphatischen Reinigung des Gehirns. All das wird weiterhin in detaillierten Studien untersucht – auch in Kombination mit Bildgebung und Netzwerkanalysen des Gehirns.
Fazit: Wenn aus Forschung Alltag wird – und Patienten profitieren
Diese Veröffentlichung ist mehr als nur ein technisches Protokoll – sie dokumentiert den Weg, wie klinische Forschung ganz konkret in der Versorgung ankommt. Sie zeigt, wie präzise Neuromodulation in der Praxis aussehen kann – und wie sehr sich medizinischer Fortschritt auszahlt, wenn er in verständliche, sichere und anwendbare Strukturen übersetzt wird.
Und sie bestätigt einmal mehr das, was die erfahrenen TPS-Anwender, die sich in der „Ärztlichen Interessensgemeinschaft TPS“ zusammengeschlossen haben, längst aus ihrem Behandlungsalltag berichten: Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine große, wertvolle Chance für Menschen mit Alzheimer-Demenz – und für deren Familien. Sie ist ein Weg zu mehr Selbstbestimmung, mehr Teilhabe und ein aktiveres, selbständiges Leben trotz der Diagnose Alzheimer.
Je besser wir die Methode verstehen, anwenden und ihre wissenschaftliche Datenlage expandiert, desto größer wird ihr Potenzial. Und genau dafür sind Arbeiten wie diese so wichtig.
Die Protokoll-Arbeit ist ab sofort im Bereich „Transkranielle Pulsstimulation – Studien“ einzusehen:
https://www.alzheimer-deutschland.de/ueber-tps/transkranielle-pulsstimulation-tps-studien