Universitätsklinikum Bonn veröffentlicht neue Forschungsergebnisse.

Ein Wissenschaftler-Team unter der Leitung von Prof. Dr. Michael T. Heneka des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) hat in der Fachzeitschrift NEURON eine neue Studie veröffentlicht, die zeigt, dass eine Alzheimer-Demenz-Erkrankung sich bereits vor dem Auftreten der Symptome anhand von Neuroinflammationen (Entzündungen des Nervengewebes) nachweisen lässt. Deren Biomarker sind im Liquor, einer im zentralen Nervensystem vorkommenden Flüssigkeit, feststellbar – und zwar auch dann, wenn die untersuchten Personen noch keine Symptome von Demenz aufweisen.

In das Studienprojekt flossen Daten und Befunde von 300 Frauen und Männern ein, die jeweils über 60 Jahre alt waren. Um beweiskräftige Vergleiche anstellen zu können, gehörten zu den Probanden sowohl Personen, die unter keinerlei kognitiven Beeinträchtigungen litten, als auch solche, die Gedächtnisprobleme hatten und an unterschiedlichen Ausprägungen eine Alzheimer-Demenz erkrankt waren. Von allen teilnehmenden Personen wurden Liquor-Proben genommen, standardisierte Gedächtnistests und meist auch MRT-Aufnahmen gemacht. Eine Nachuntersuchung erfolgte dann jeweils ein Jahr später.

Erhöhte Aktivität des Immunsystems weist auf bevorstehende Alzheimer-Demenz-Erkrankung hin.

„Man wusste bereits, dass diese Marker auf Immunprozesse im Kontext der Alzheimer-Erkrankung hinweisen. Bisher allerdings hatte man das nicht so umfassend untersucht, wie wir es nun getan haben, wie diese Marker mit Hirnvolumen, kognitiver Leistung und anderen Parametern zusammenhängen“, erläutert Studienleiter Prof. Michael Heneka von der Uni Bonn gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.

Interessant dabei: Insbesondere zwei der relevanten Biomarker, Proteine aus der „TAM-Rezeptor-Familie“ scheinen mit einem körpereigenen Schadensbegrenzungsprogramm zusammenzuhängen. Von den Proteinen der TAM-Familie ist laut der Arbeitsgruppe nämlich bekannt, dass sie verschiedene Immunreaktionen beeinflussen und die zelluläre Abfallbeseitigung fördern. Und bei jenen Studienteilnehmern, die besonders hohe Werte dieser Biomarker aufwiesen, war das Hirnvolumen vergleichsweise groß und die kognitiven Funktionen gingen im zeitlichen Verlauf langsamer zurück. Eine Analyse von Daten einer Studienkohorte des „Alzheimer Center Barcelona“, Spanien, mit mehr als 700 Erwachsenen, die zumeist milde kognitive Beeinträchtigungen aufwiesen, bestätigt diese Annahme.

Weitere Forschung nötig, doch auch das Thema Prävention rückt in den Vordergrund.

Je mehr die Wissenschaft über die Entstehung von Alzheimer-Demenz lernt und deren Mechanismen versteht, desto früher könnten auch verschiedene präventive Maßnahmen greifen. Auch bzgl. der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) – die mittlerweile ebenfalls am Universitätsklinikum Bonn eingesetzt und weiter erforscht wird – beschäftigt man sich in Forscherkreisen der TPS zwischenzeitlich mit den Themen Prävention und der Wirkung der TPS auf das Lymphsystem (Stichwort: Abfallbeseitigung abgestorbener Nervenzellen etc.). Fest steht: Je früher Betroffene mit der die Nervenzellen aktivierenden Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) behandelt werden, desto umfassender kann der regenerative Effekt im Gehirn sein.

Quelle:

https://www.cell.com/neuron/fulltext/S0896-6273(21)01033-3