Neue Studie der MedUni Wien zur TPS bestätigt kognitive und funktionelle Verbesserungen bei Alzheimer
Angesichts der steigenden Zahl von Alzheimer-Erkrankungen weltweit steht die Medizin vor gewaltigen Herausforderungen. Die bisherigen medikamentösen Ansätze – so viel Hoffnung sie auch wecken mögen – sind kostspielig, oft mit Nebenwirkungen behaftet und in ihrer Wirkung begrenzt. Parallel dazu gewinnt ein ganz anderes Therapiefeld zunehmend an Aufmerksamkeit: die nicht-invasive Hirnstimulation. Besonders die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt.
Mehr als 50 klinische Studien und wissenschaftliche Arbeiten befassen sich mittlerweile mit dieser innovativen Stoßwellen-Methode – in erster Linie zu ihrer Wirkung und Patienten-Sicherheit bei Alzheimer-Demenz, aber auch zu anderen Indikationen wie Parkinson, Depression, Autismus und ADHS sowie im Bereich der Grundlagenforschung. Alle Forschenden eint die Suche nach besseren, verträglicheren und vor allem wirksamen Optionen für Betroffene.
Placebokontrollierte Doppelblindstudie: TPS im direkten Vergleich zur Scheinbehandlung untersucht
Die jetzt veröffentlichte randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie der Medizinischen Universität Wien zählt zu den bislang umfassendsten Untersuchungen zur TPS bei Alzheimer. Über einen Zeitraum von rund fünf Jahren wurde die Studie konzipiert, durchgeführt, ausgewertet und publiziert.
Insgesamt nahmen 60 Patienten beiderlei Geschlechts mit leichter bis mittelschwerer Demenz teil. Sie wurden in ein Cross-over-Design eingeschlossen, bei dem jeder sowohl eine echte TPS- als auch eine Scheinbehandlung (Placebo) erhielt – in zufälliger Reihenfolge und mit ausreichend langer Pause zwischen den beiden Behandlungsphasen. Jede Phase umfasste sechs Sitzungen mit exakt standardisierter Pulszahl und Intensität der niedrigenergetischen Stoßwellen, wie sie bei der TPS eingesetzt werden. Ziel war es, unter streng kontrollierten Bedingungen herauszufinden, ob die TPS kognitive Funktionen messbar verbessert – und ob sich diese Effekte auch bildgebend im Gehirn nachweisen lassen sowie natürlich auch, ob ein Placebo-Effekt ausgeschlossen werden kann.
Starke Effekte bei Jüngeren: Gedächtnis und Aufmerksamkeit profitieren messbar
Im Gesamtkollektiv aller Teilnehmenden zeigten sich zunächst keine signifikanten Unterschiede zwischen echter und Scheinbehandlung. Doch die differenzierte Analyse der Altersgruppen brachte maßgebliche Erkenntnisse zutage: Besonders Patient:innen unter 70 Jahren reagierten auffallend gut auf die TPS. Ihre kognitiven Leistungen verbesserten sich nach der Verum-Behandlung signifikant – im Mittel um fast vier Punkte im CERAD-Gesamtscore. Gleichzeitig zeigten sie unter der Scheinbehandlung sogar leichte Verschlechterungen. Der statistische Effekt war klar und robust – ein Hinweis auf die besondere Wirksamkeit der TPS gerade bei früheren Krankheitsstadien oder bei biologisch jüngerem Gehirn.
Das Gehirn reagiert: MRT-Aufnahmen belegen funktionelle Veränderungen
Dass diese kognitiven Verbesserungen mehr sind als ein nur Placeboeffekt, zeigen die begleitenden funktionellen MRT-Untersuchungen. Nach echter TPS war die Aktivität in mehreren zentralen Hirnregionen deutlich erhöht – insbesondere im Precuneus, einem für Gedächtnisbildung und Orientierung essenziellen Areal. Auch die Netzwerke für Aufmerksamkeit und visuelle Verarbeitung zeigten stärkere Konnektivität. All diese Veränderungen blieben unter der Scheinbehandlung aus. Damit liefert die Studie nicht nur klinische, sondern auch neurobiologische Hinweise auf eine Wirkung der TPS – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur evidenzbasierten Anerkennung dieser Neuromodulations-Methode.
TPS unterstützt nicht nur das Gedächtnis: Auch depressive Symptome gehen zurück
Ein weiterer bemerkenswerter Befund: Die TPS wirkte sich in der Studie auch positiv auf depressive Verstimmungen aus. Drei Monate nach der echten Behandlung war der Depressionswert im BDI-II signifikant gesunken – und dies wiederum besonders deutlich bei älteren Teilnehmenden. Angesichts der häufigen Komorbidität von Alzheimer und Depression ist dies ein Aspekt, der noch viel stärker beachtet werden sollte. Denn eine verbesserte Stimmungslage kann nicht nur die Lebensqualität steigern, sondern auch kognitive Prozesse positiv beeinflussen.
TPS: Gut verträglich, nicht-invasiv, ambulant – und damit bestens alltagstauglich
Auch in puncto Patienten-Sicherheit überzeugte die TPS abermals. Die in der Studie beobachteten Nebenwirkungen waren, wenn überhaupt auftretend, mild und vorübergehend. Weder schwerwiegende Ereignisse noch relevante Veränderungen im MRT traten auf. Die Behandlung selbst wurde von den meisten Teilnehmenden als schmerzfrei und gut erträglich empfunden. Damit bietet TPS eine besonders sanfte Behandlungsoption – ohne Operation, ohne Medikamente, aber mit zunehmend nachgewiesenem Nutzen und mit hoher Sicherheit für die Patienten.
Forschung mit Tempo: Warum die TPS jetzt mehr Aufmerksamkeit verdient
Diese neue Studie ist ein weiterer Meilenstein der Belegbarkeit des Nutzens der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) bei Alzheimer-Demenz – nicht nur wegen ihres sorgfältigen Designs, sondern auch aufgrund ihrer ermutigenden Ergebnisse. Sie reiht sich ein in eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Arbeiten, die das Potenzial der TPS bestätigen. Die „Ärztliche Interessensgemeinschaft TPS“ – ein Zusammenschluss erfahrener Mediziner aus Klinik und Praxis – begrüßt die neuen Daten ausdrücklich. Viele der dort aktiven Fachleute erleben die Wirkung der TPS täglich bei ihren Patienten und hoffen, dass die Methode nun endlich die Aufmerksamkeit erfährt, die sie verdient. Denn noch immer wissen viel zu wenige behandelnde Neurologen und Psychiater von der Existenz dieser Behandlungsmöglichkeit. Dabei könnten gerade sie als erste Ansprechpersonen entscheidend dazu beitragen, dass mehr Betroffene zeitnahen Zugang zu dieser vielversprechenden Methode erhalten.
TPS ist auf dem Weg zur evidenzbasierten Zusatztherapie bei Alzheimer-Demenz
Die Ergebnisse der Wiener Studie zeigen: TPS wirkt – und zwar messbar, nachvollziehbar und gut dokumentiert. Die Veränderungen im Gehirn sind nachweisbar, die Nebenwirkungen, wenn überhaupt vorhanden, äußerst gering. Während die klassische Alzheimer-Medizin nach wie vor auf der Suche nach dem „großen Durchbruch“ ist, entsteht mit der Transkraniellen Pulsstimulation ein ergänzender Therapieansatz, der bereits heute verfügbar ist – und dies hoffentlich bald flächendeckend.
Link zur Studie: