Transkranielle Pulsstimulation bei Alzheimer: Fach-Video zeigt, wie die Alzheimer-Therapie TPS funktioniert

HomeAktuellesTranskranielle Pulsstimulation bei Alzheimer: Fach-Video zeigt, wie die Alzheimer-Therapie...

Video-Publikation in Fachjournal zeigt TPS-Behandlungsprotokoll und demonstriert, weshalb die Transkranielle Pulsstimulation bei Alzheimer so rasch weiter erforscht wird

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) zählt zu den derzeit am intensivsten erforschten Methoden zur Behandlung der Alzheimer-Demenz. Der Grund dafür liegt nahe: Die Alzheimer-Krankheit gehört zu den am stärksten zunehmenden Krankheiten weltweit. So ist Alzheimer  längst nicht nur für die Betroffenen und deren Angehörige ein Drama, sondern hat gesellschaftliche Dimensionen angenommen. Das Neuromodulations-Verfahren Transkranielle Pulsstimulation wird deshalb rund um den Globus, mittlerweile auch in den USA, intensiv weiter erforscht, denn die rasch zunehmende Studienlage zeigt und validiert, was in den mit der TPS-Therapie arbeitenden Kliniken und Praxen längst tagtäglich geschieht:

Dank der Stoßwellen-Therapie Transkranielle Pulsstimulation können sich bei vielen Betroffenen etwa Gedächtnis-Leistung, Wortfindungsstörungen, Orientierung, soziale Teilhabe und auch Demenz-assoziierte Depressionen, kurz: die Lebensqualität, verbessern. Zudem – und auch dies ist höchst relevant – ist die Transkranielle Pulsstimulation für Alzheimer-Patienten und ihre Angehörigen einfach in der Durchführung, erfolgt rein ambulant und erspart den Betroffenen klinisch relevante Nebenwirkungen.

Doch wer sich für die Alzheimer-Behandlung TPS interessiert, möchte natürlich vorab wissen, wie eine TPS-Behandlung vor sich geht. Der Neuromodulations-Experte und TPS-Forscher Prof. Dr. med. Lars Wojtecki, Chefarzt für Neurologie am Klinikum Kempen und Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und TPS-Expertin Dr. rer. nat. Celine Cont haben hierzu jetzt eine umfassende Video-Publikation im Fachjournal JoVE veröffentlicht.

Transkranielle Pulsstimulation – eine innovative Alzheimer-Therapie, die neue Maßstäbe setzt

Die Transkranielle Pulsstimulation (kurz: TPS-Therapie) gehört zu einer neuen Generation der sogenannten nicht-invasiven Hirnstimulations-Methoden (engl.: NIBS – non-invasive brainstimulation – siehe hierzu auch: Hirnstimulation). Diese Therapie-Formen eint, dass sie nicht-invasiv, also ohne Operationen und Krankenhaus-Aufenthalte durchgeführt werden können. Dennoch unterscheidet sich die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) von den anderen Therapie-Methoden wie etwa die tiefe Magnetstimulation (TMS) oder die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS), zumal sie als einiges dieser Verfahren mit niedrigenergetischen Stoßwellen arbeitet. Eckdaten der TPS-Therapie sind:

  • TPS-Therapie: Tiefe Penetration der Impulse

Während TMS und tDCS meist nur 1–2 Zentimeter in das Gehirn eindringen, kann die Transkranielle Pulsstimulation, exakt gesteuert durch ein neuronavigiertes System, bis zu acht Zentimeter tief im Gehirn der Alzheimer-Patienten wirken. Das ist entscheidend, weil Alzheimer nicht nur die äußeren Hirnregionen betrifft, sondern auch tiefere Hirn-Strukturen wie den Hippocampus, die für Gedächtnisbildung und Orientierung essenziell sind.

  • Millimetergenaue Zielsteuerung mit der TPS-Navigation

Mithilfe individueller MRT-Aufnahmen der Alzheimer-Patienten können die TPS-Fachärzte die zu stimulierenden Hirnareale exakt festlegen. Auf einem Bildschirm wird die Position des Handstücks während der gesamten Sitzung in Echtzeit verfolgt, sodass die Energieabgabe punktgenau dort erfolgt, wo sie am meisten Nutzen bringen kann – und umliegendes Gewebe geschont wird. Der Patient und seine mit anwesenden Angehörigen oder Begleitpersonen können die Therapie also „live“ verfolgen.

  • TPS: Schonende mechanische Stoßwellen

Die Transkranielle Pulsstimulation arbeitet mit niedrigenergetischen, einzelnen Druckimpulsen, die keine Wärme im Gewebe erzeugen und keine strukturellen Schäden hinterlassen. Dadurch werden die behandelten Areale mechanisch angeregt, was unter anderem zu einer verstärkten Durchblutung, zur Ausschüttung von Wachstumsfaktoren und – dies wird derzeit mit wachsender Hypothese erforscht – auch zu einer verbesserten glymphatischen Clearance führen kann. Wie wichtig das glymphatische System für unser Gehirn ist, ist hier nachzulesen: Glymphatisches System

  • Erwiesene Sicherheit und gute Verträglichkeit der TPS

In tausenden TPS-Sitzungen weltweit wurden bislang nur milde und vorübergehende Nebenwirkungen wie leichter Kopfdruck, Müdigkeit oder kurzzeitige Übelkeit berichtet – und diese traten nur in wenigen Prozent der Sitzungen auf. Schwere Zwischenfälle sind bisher nicht bekannt, sofern die Therapie fachgerecht durchgeführt wird.

  • Transkranielle Pulsstimulation bietet einen breiten Nutzen bei Alzheimer-Demenz

Da die TPS-Therapie sowohl oberflächliche als auch tiefer liegende Netzwerke stimulieren kann, ist sie nicht nur für kognitive Kernsymptome interessant, sondern auch für sekundäre Beschwerden wie depressive Verstimmungen oder Störungen der Alltagsstruktur. Erste Studien deuten darauf hin, dass diese zusätzlichen Effekte einen relevanten Beitrag zur Lebensqualität leisten können.

Video im JoVE: Transkranielle Pulsstimulation von der Patientenvorbereitung bis zum letzten Impuls

Prof. Dr. Lars Wojtecki - TPS-ExperteDas neue Video von Prof. Lars Wojtecki und Dr. Celine Cont im Journal of Visualized Experiments (JoVE) macht etwas, was bisher nur wenige Veröffentlichungen leisten: Es zeigt in allen Details, wie eine TPS-Behandlung bei Alzheimer-Patienten abläuft – vom ersten Gespräch bis zum letzten Impuls. Damit können sowohl Ärzte und Therapeuten, aber auch interessierte Angehörige und Patienten nachvollziehen, wie präzise und strukturiert diese Therapie geplant und durchgeführt wird.

  1. Patientenauswahl und Diagnosesicherung

Bevor überhaupt ein Gerät eingeschaltet wird, steht eine gründliche Abklärung. Nur Patienten mit einer gesicherten Alzheimer-Diagnose – meist bestätigt durch MRT- und/oder Liquor- Untersuchung – werden behandelt. Der Arzt bespricht mit dem Patienten und den Angehörigen, welche Chancen und Grenzen die TPS hat, und prüft mögliche Ausschlusskriterien wie Hirntumoren, Epilepsie oder bestimmte laufende Therapien.

  1. Vorbereitung der TPS-Behandlung

Der Behandlungsraum ist ruhig und störungsfrei . Das TPS-Gerät NEUROLITH wird hochgefahren, und der Patient setzt eine spezielle, sehr leichte Brille mit Markierungspunkten auf. Diese dienen dazu, die Position des Kopfes exakt im Raum zu bestimmen, damit das Gerät die geplanten Zielregionen millimetergenau ansteuern kann.

  1. Einlesen der MRT-Daten und Zielplanung

Das NEUROLITH-System erhält die aktuellen MRT-Bilder des Patienten. Auf dem Bildschirm erscheinen 3D-Ansichten des Gehirns, in denen der Arzt genau festlegt, welche Hirnareale stimuliert werden sollen – etwa Regionen für Gedächtnis, Orientierung oder Sprache. Jedes Zielgebiet wird so angepasst, dass die Impulse optimal wirken, ohne unnötige Bereiche zu reizen.

  1. Vorbereitung des TPS-Behandlungs-Handstücks

Vor der Behandlung mit der Transkraniellen Pulsstimulation wird das Handstück, aus dem die Stoßwellen kommen, mit einem speziellen Gel vorbereitet. Dieses sorgt dafür, dass die Impulse ungehindert durch die Kopfhaut und den Schädel ins Gehirn gelangen. Eine dünne Membran wird aufgesetzt, die später mit der Kopfhaut Kontakt hat.

  1. Durchführung der TPS-Behandlung

Der Arzt führt das Handstück langsam über den Kopf des Patienten, und erreicht so die zuvor festgelegten Hirnareale. Auf dem Bildschirm wird live angezeigt, welche Bereiche bereits stimuliert wurden. Jede Sitzung umfasst 6.000 Impulse, verteilt auf mehrere Zielregionen. Die meisten Patienten empfinden die Behandlung als schmerzfrei oder nur leicht klopfend. Die gesamte Behandlung dauert nur rund 25 – 30 Minuten.

  1. Nachsorge direkt im Anschluss

Nach der TPS-Therapie-Sitzung wird das Gel entfernt und die Brille abgenommen. Die Patienten bleiben noch kurz in der Praxis oder in der Klinik, um sicherzustellen, dass sie sich wohl fühlen. Leichte Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder leichter Kopfdruck, die extrem selten eintreten, verschwinden meist schnell. Danach können die Patienten ihren Alltag wie gewohnt fortsetzen.

  1. Datenspeicherung und langfristige TPS-Therapie-Planung

Alle Behandlungsdaten – von den genauen Zielregionen bis zu den individuellen Einstellungen – werden gespeichert. So kann bei Folgesitzungen exakt dort weitergemacht werden, wo zuvor gearbeitet wurde. Bei vielen Patienten wird nach dem ersten Zwei-Wochen-Zyklus, der sechs einzelne solcher TPS-Therapie-Einheiten umfasst, ein Auffrischungsplan erstellt. Diese einzelnen TPS-Behandlungssitzungen werden in der Regel alle sechs Wochen durchgeführt, wobei hier die individuellen Parameter die größte Rolle spielen.

Ermutigende Ergebnisse: Spürbare Verbesserungen durch die TPS im Alltag der Patienten

Das Video zeigt also nicht nur die technische Präzision, sondern verdeutlicht auch, wie individuell die Stimulationsareale auf Basis der Bildgebung angepasst werden können. Die in der Video-Publikation vorgestellte Pilotgruppe umfasste elf Alzheimer-Patienten in einem Alter zwischen 59 und 77 Jahren.

Die Ergebnisse:

  • Deutliche Verbesserungen bei Gedächtnis, Orientierung, Sprache und Handlungsplanung – also genau den Fähigkeiten, die Alzheimer-Patienten im Alltag besonders fehlen.
  • Gesamtwert (ADAS-Total): durchschnittliche Verbesserung um 15,76 % (von 30,2 auf 25,8 Punkte; p=0,01). Das bedeutet: Die Patienten konnten nach der Behandlung spürbar mehr Aufgaben richtig lösen.
  • Kognitive Teilskala (ADAS-Cog): Verbesserung um 8,65 % (von 25,8 auf 23,3 Punkte; p=0,04) – hier werden unter anderem Sprachverständnis, Erinnerungsvermögen und räumliche Orientierung geprüft.
  • Auch die Stimmung profitierte: Depressive Symptome nahmen im Durchschnitt deutlich ab (von 0,7 auf 0,2 Punkte auf einer speziellen Skala; p<0,01). Viele berichteten zudem subjektiv von weniger geistiger Erschöpfung und klarerem Denken – auf einer Skala von 0 (keine Symptome) bis 10 (maximal belastend) sank der Wert im Schnitt von 5,7 auf 3,4 (p=0,023).
  • Nebenwirkungen traten nur bei rund 4 % der Sitzungen auf, waren mild (z. B. leichter Kieferschmerz, Übelkeit oder Schläfrigkeit) und verschwanden innerhalb weniger Stunden.

Transkranielle Pulsstimulation: Nächste Schritte in der TPS-Alzheimer-Forschung

Die Transkranielle Pulsstimulation steht wissenschaftlich gesehen an einem spannenden Punkt: Der NEUROLITH, das Stoßwellen-System zur Transkraniellen Pulsstimulation ist bereits  seit dem Jahr 2018 CE-zertifiziert für die Behandlung von Alzheimer-Demenz, ihre Sicherheit ist in tausenden Sitzungen weltweit belegt – und deshalb arbeiten Forscherteams weltweit daran, das volle Potential der  TPS-Methode auszuschöpfen, zumal die TPS zunehmend demonstriert, dass sie auch eine dringend benötigte Behandlungs-Option bei anderen Formen der Demenz, bei Parkinson, bei Autismus und bei ADHS sowie Depressionen darstellen kann.

Der nächste  Schritt sind nun weitere, größer angelegte, placebokontrollierte Studien. Sie sollen klären, welche Stimulationsparameter der Transkraniellen Pulsstimulation langfristig die besten Ergebnisse liefern, wie oft Auffrischungszyklen sinnvoll sind und welche Patientengruppen am meisten profitieren. Hierzu sind bereits Studien in Europa, Asien und Nordamerika in Planung oder laufen – ein deutliches Zeichen dafür, wie groß das wissenschaftliche Interesse ist.

Doch während die Forschung voranschreitet, gilt erfreulicherweise bei der TPS-Therapie: Betroffene müssen nicht warten, bis in fünf oder zehn Jahren alle Studien abgeschlossen sind. In zahlreichen spezialisierten Zentren kann die Transkranielle Pulsstimulation schon heute als Add-on-Therapie, also als Zusatztherapie, eingesetzt werden – zusätzlich zu bestehenden Medikamenten oder kognitiven Trainings. Für viele Patienten bedeutet das: neue Chancen, wo bislang oft nur Stillstand oder langsamer Abbau zu erwarten war.

Und genau das macht diese Therapie so besonders: Sie verbindet wissenschaftlichen Fortschritt mit sofort nutzbaren Möglichkeiten. Während Forscher weiterhin Daten sammeln, können Ärzte schon heute gezielt helfen – und Patienten können spüren, dass es Therapien gibt, die nicht nur auf das Entfernen oder Hemmen von krankhaften Eiweißen setzen, sondern das Gehirn aktivieren, vernetzen und stärken. Für viele Betroffene ist das mehr als nur eine Behandlung – es ist ein Stück Lebensqualität und Selbstbestimmung, das zurückkehrt.

Das vollständige Video mit allen Details zur Durchführung finden Sie hier:

https://app.jove.com/t/67176/transcranial-pulse-stimulation-for-alzheimer-s-patients

GUT ZU WISSEN
Neueste Artikel
Menü
Alzheimer Deutschland
Ihr Informationsportal rund um Transkranielle Pulsstimulation (TPS), Alzheimer und Demenz-Prävention