Demenz-Prävention mit der richtigen Ernährung: Wie unser Speiseplan das Gehirn schützen kann

Alzheimer und andere Demenz-Erkrankungen zählen zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Schätzungen zufolge wird sich die Zahl der Demenz-Patienten weltweit in den kommenden Jahrzehnten verdreifachen. Medikamente, die den Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen oder gar stoppen könnten, gibt es bislang nicht und zukunftsträchtige physikalische Behandlungsmethoden wie die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) und andere nicht-invasive Hirnstimulations-Methoden (NIBS) sind erst in der Verbreitung begriffen.

Umso mehr rückt die Prävention in den Mittelpunkt – und mit ihr ein Bereich, den wir täglich beeinflussen und für die Demenz-Vorbeugung nutzen können: Unsere Ernährung. Denn was wir essen, hat erheblichen Einfluss auf die Gesundheit unseres Gehirns – und zwar nicht erst im Alter, sondern über das gesamte Leben hinweg.

Alzheimer und Demenz vorbeugen: Was schützt das Gehirn – und was schadet ihm?

Eine Ernährung, die reich an frischen, pflanzlichen Lebensmitteln ist, kann nachweislich das Demenzrisiko senken. Gleichzeitig zeigen Studien, dass unser westlicher Ernährungsstil – geprägt von stark verarbeiteten Lebensmitteln, zu viel Zucker, gesättigten Fetten und wenig Mikronährstoffen – leider mit einem höheren Risiko für Alzheimer und andere Formen der Demenz einhergeht.

Diese weit verbreitete, ungesunde Ernährung begünstigt stille Entzündungen (sogenannte ‚silent inflammations“) im Körper, stört den Zuckerstoffwechsel, fördert Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes – allesamt Risikofaktoren für kognitive Einschränkungen. Eine gesunde Ernährung hingegen liefert dem Gehirn genau das, was es braucht: Reichlich Antioxidantien, ungesättigte Fettsäuren, Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und entzündungshemmende Nährstoffe.

Olivenöl – das flüssige Gold für unser Gehirn

Schon ein Teelöffel am Tag kann einen Unterschied machen. Eine große Langzeitstudie der Harvard-Universität mit über 90.000 Teilnehmern zeigte, dass ein täglicher Konsum von nur sieben Gramm Olivenöl das Risiko, an den Folgen einer Demenz zu sterben, um 28 Prozent senken kann. Besonders das im hochwertigen Olivenöl enthaltene Polyphenol Oleocanthal wirkt stark entzündungshemmend, schützt Nervenzellen und kann krankmachende Eiweißablagerungen im Gehirn hemmen.

Aber Achtung! Nicht jedes Olivenöl hat diesen Effekt. Entscheidend ist die Qualität. Nur wirklich hochwertige Öle aus erster Kaltextraktion – idealerweise aus kleiner, transparenter Herstellung – enthalten die wirksamen Substanzen in hoher Konzentration (siehe hierzu auch:  Olivenöl bei Alzheimer und Demenz ).

Omega-3-Fettsäuren – essenzielle Nahrung für gesunde Nervenzellen

Dass Fisch „gut fürs Gehirn“ ist, ist mehr als nur ein Sprichwort. Vor allem die im fetten Seefisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren – insbesondere DHA und EPA – spielen eine zentrale Rolle für unsere kognitive Gesundheit. Eine neue Meta-Analyse von 48 Studien zeigt: Der regelmäßige Verzehr von Omega-3-Fettsäuren kann das Alzheimer-Risiko um bis zu 65 Prozent senken.

DHA macht rund 97 Prozent der Omega-3-Fette im Gehirn aus und ist entscheidend für die Bildung von Zellmembranen. EPA wiederum wirkt positiv auf das seelische Gleichgewicht – ein wichtiger Faktor, da Depressionen das Demenzrisiko erhöhen. Auch pflanzliche Quellen wie Leinöl oder Walnüsse liefern Omega-3 – allerdings in einer Form (ALA), die der Körper nur begrenzt umwandeln kann. Für viele Menschen ist eine gezielte Nahrungsergänzung daher sinnvoll (weitere Informationen zu Omega-3: Omega 3 bei Alzheimer und Demenz ).

Grüner Tee – Schutz für die weiße Substanz des Gehirns

Auch manche Teesorten sind schon lange für ihre positiven Wirkungen auf das Gehirn bekannt. Eine neue japanische Studie mit über 8.700 älteren Menschen ohne Demenz belegt: Wer regelmäßig grünen Tee trinkt, hat messbar weniger Schädigungen der weißen Hirnsubstanz – ein wichtiger Marker für das Risiko, an Demenz zu erkranken. Verantwortlich dafür sind vermutlich die Catechine, insbesondere das Epigallocatechingallat (EGCG), das stark antioxidativ und entzündungshemmend wirkt. Schon zwei bis drei Tassen grüner Tee pro Tag können laut Studie eine schützende Wirkung entfalten.

Buntes Pflanzenmix aus der Natur: Die wichtigsten Lebensmittel für ein gesundes Gehirn

Zahlreiche Lebensmittel liefern schützende Pflanzenstoffe, gesunde Fette und wichtige Vitamine, die unsere Nervenzellen stärken, Entzündungen hemmen und die Durchblutung fördern. Hier sind einige besonders empfehlenswerte Vertreter – und was genau sie so wertvoll macht:

Grün und gehaltvoll: Die Avocado als Nervennahrung

Diese cremige Frucht steckt voller einfach ungesättigter Fettsäuren, die Entzündungen im Körper reduzieren und die Durchblutung fördern – auch im Gehirn. Zudem enthält die Avocado das pflanzliche Stigmasterol, das in Studien mit einer potenziellen Schutzwirkung vor Alzheimer in Verbindung gebracht wurde. Mit ihrem hohen Gehalt an Folsäure, Kalium und Vitamin E ist sie ein echter Alleskönner für die Nervenzellen.

Purpur fürs Gehirn: Beeren mit antioxidativer Power

Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren, Brombeeren oder Aroniabeeren enthalten besonders viele Anthocyane – das sind sekundäre Pflanzenstoffe mit starker antioxidativer Wirkung. Sie schützen die Nervenzellen vor oxidativem Stress, fördern die Signalübertragung im Gehirn und können altersbedingten kognitiven Abbau verlangsamen. Auch Vitamin C ist in Beeren reichlich vorhanden – das ist gut für das Immunsystem und die Zellgesundheit.

Mediterraner Zellschutz: Zucchini und Auberginen

Diese beiden Vertreter der mediterranen Küche sind kalorienarm, aber reich an wertvollen bioaktiven Substanzen. Besonders erwähnenswert ist das in der Schale enthaltene Stigmasterol, das wie bei der Avocado potenziell vor der Bildung schädlicher Eiweißablagerungen im Gehirn schützen kann. Ihre sanfte Wirkung auf den Stoffwechsel und ihre Fähigkeit, Entzündungsprozesse zu modulieren, machen sie zu idealen Begleitern für die tägliche Ernährung.

Kleines Gemüse mit großer Wirkung: Brokkoli

Auch Brokkoli ist ein echtes Nährstoffwunder. Er enthält Sulforaphan – eine Substanz, die gezielt entzündungsfördernde Signalwege im Körper hemmen kann. Dazu kommen Vitamin C, Kalzium, Folsäure und weitere Antioxidantien, die dem Gehirn zugutekommen. Brokkoli kann außerdem die Entgiftungsleistung der Leber unterstützen – und auch das ist wichtig für die allgemeine Gesundheit des Gehirns.

Eiweiß trifft Nervenkraft: Hülsenfrüchte als Hirnbooster

Hülsenfrüchte sind kleine Eiweißpakete mit großem Nutzen für den Geist. Sie liefern wertvolle B-Vitamine, insbesondere Folsäure und Vitamin B6, die für die Bildung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin gebraucht werden. Auch ihr hoher Ballaststoffanteil wirkt sich positiv auf den Blutzuckerspiegel und das Darmmikrobiom aus – ein zunehmend erforschtes Bindeglied zur kognitiven Gesundheit.

Genuss fürs Gehirn: Nüsse mit Erinnerungsvermögen

Viele Nüsse sind reich an gesunden Fetten, pflanzlichem Eiweiß, Vitamin E und Zink. Walnüsse enthalten zudem eine besonders hohe Konzentration an Omega-3-Fettsäuren in pflanzlicher Form (ALA) – und sehen dabei selbst fast aus wie kleine Gehirne. Studien zeigen, dass ihr regelmäßiger Konsum mit besserer Gedächtnisleistung und geringerer kognitiver Abnahme in Verbindung steht.

Energie mit Substanz: Vollkornprodukte für Konzentration und Balance

Ob Haferflocken, Quinoa, Naturreis oder Vollkornbrot – Vollkornprodukte versorgen den Körper mit langkettigen Kohlenhydraten, die den Blutzuckerspiegel stabil halten. Das Gehirn profitiert davon, da es auf eine konstante Glukosezufuhr angewiesen ist. Zusätzlich liefern sie B-Vitamine und Ballaststoffe, die auch für ein gesundes Mikrobiom förderlich sind.

Farben für den Kopf: Karotten, Kürbis & Co. als Zellschützer

Diese farbenfrohen Gemüsearten enthalten Carotinoide wie Beta-Carotin, Lutein und Zeaxanthin, die in Studien mit einem geringeren Risiko für geistigen Verfall in Verbindung gebracht wurden. Carotinoide wirken entzündungshemmend, schützen vor oxidativem Stress und können sogar die Funktion der Mitochondrien in den Nervenzellen verbessern. Besonders Lutein reichert sich gezielt im Gehirn an.

Wachmacher mit Wirkung: Kaffee und Tee in Maßen genossen

Beide Getränke enthalten nicht nur anregendes Koffein, sondern auch wertvolle Polyphenole, die antioxidativ wirken und entzündungshemmende Prozesse unterstützen. Während Kaffee vor allem Chlorogensäure liefert, punktet grüner Tee, wie bereits erwähnt, mit EGCG – einem Catechin mit neuroprotektiver Wirkung. In Maßen genossen (ein bis drei Tassen täglich), können beide das Gehirn langfristig schützen.

Demenz-Prävention leicht gemacht:  Die beste Medizin liegt (auch) auf dem Teller

Noch sind Alzheimer-Demenz und andere Formen der Demenz nicht heilbar – aber wir wissen heute mehr denn je darüber, wie man vorbeugen kann. Die Ernährung spielt dabei eine zentrale Rolle. Eine pflanzenbetonte, bunte, mediterrane oder asiatische Küche, reich an hochwertigen Ölen, frischem Gemüse, Fisch, Nüssen, Hülsenfrüchten und sekundären Pflanzenstoffen, kann die Hirngesundheit stärken und das Demenzrisiko deutlich senken.

Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um eine bewusste Entscheidung für Lebensmittel, die Körper und Geist guttun. Jeder Teller ist eine Chance – und auch ein kleiner Schutzschild für unser kostbarstes Organ: das Gehirn. Die Devise lautet daher: bunt, pflanzenreich, naturbelassen essen – und zwar regelmäßig!

Weiterführende Studien:

https://content.iospress.com/articles/journal-of-alzheimers-disease/jad220460
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2302368
https://www.mdpi.com/2077-0383/10/20/4642
https://www.nature.com/articles/s41538-024-00364-w
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9952156
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35217779
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2818362